Wissensqualität und Modus

Überblick

Modus der kommunikativen AusdruckseinheitVerbindlichkeitsqualitätWissensstatus

Aussagemodus
Fragemodus

Das sage ich.
Das sage ich nicht.
So ist es:
repräsentatives Wissen
repräsentatives Wissen

Aufforderungsmodus
Optativmodus

Das sage ich.
Das sage ich nicht.
So sei es:
Erfüllungswissen
Erfüllungswissen
Exklamativmodus Das sage ich.Dass es so ist, dass ...
Kundgabewissen

Die Modi im Einzelnen

Aussagemodus

Eine kommunikative Ausdruckseinheit im Aussagemodus dient generell dazu, die Wahrheitsbedingungen, die mit der eingebrachten Proposition gesetzt werden, als erfüllt auszugeben.

Man kann im Aussagemodus so Verschiedenes tun wie: etwas mitteilen, Erklärungen und Begründungen abgeben, Gefühle und Einstellungen bekunden, Geschichten erzählen, jemand loben oder tadeln, den Vollzug sprachlicher Handlungen deklarieren.

Mit Blick auf die kommunikativen Funktionen kommunikativer Ausdruckseinheiten im Aussagemodus empfiehlt sich eine Aufteilung der Klasse damit zu realisierender Sprechhandlungen in Aussagen im engeren Sinne und Festlegungen:

  • Zu den Aussagen im engeren Sinn gehören neben Sprechhandlungen wie Behaupten, Melden, Berichten, Feststellen, Erzählen - so genannte Assertive - auch Sprechhandlungen, mit denen Sprecher Bewertungen wie Lob, Tadel und Empfindungen ausdrücken - so genannte Expressive.
  • Zu den Festlegungen gehören explizit performative Äußerungen (Ich verspreche dir, ...), Deklarationen (Hiermit eröffne ich die Sitzung.), aber auch Einstellungsbezeugungen (Hiermit gebe ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass ...) sowie Sprechhandlungen, mit denen der Sprecher sich oder andere auf Künftiges festlegt oder zu künftigen Handlungen verpflichtet, etwa Versprechen, Zusagen, so genannte Kommissive sowie bestimmte Direktive.

Fragemodus

Kommunikative Ausdruckseinheiten im Fragemodus haben mit solchen im Aussagemodus gemeinsam, dass mit der eingebrachten Proposition Wahrheitsbedingungen gesetzt werden, doch werden diese nicht als erfüllt ausgegeben.

Nach Intention des Sprechers ist es hier der Adressat, der mit seiner Antwort eine Verpflichtung eingehen soll. So gesehen steht der Fragemodus auch in Beziehung zum Aufforderungsmodus. Interaktiv handelt es sich damit um eine Aufforderung zu einer Sprechhandlung, die ausschließlich auf repräsentatives Wissen zielt.

Beim Fragemodus ist zwischen den Formen Entscheidungsfragemodus, Ergänzungsfragemodus und Alternativfragemodus zu unterscheiden.

  • Bei Entscheidungsfragen ist die - nach der Intention des Sprechers - vom Adressaten einzubringende Proposition ein affirmiertes oder negiertes Pendant zur bereits mit der Frage ausgedrückten Proposition.
  • Bei Alternativfragen - als Sonderformen der Entscheidungsfragen - ist die - nach Intention des Sprechers - vom Adressaten einzubringende Proposition eine der Teilpropositionen der mit der Frage ausgedrückten komplexen Gesamtproposition. Ein Beispiel:
Alternativfrage1. Option2. Option3. Option
Willst du Kaffee, Tee oder Saft?Willst du Kaffee?Willst du Tee?Willst du Saft?
  • Bei Ergänzungsfragen ist die - nach der Intention des Sprechers - vom Adressaten einzubringende Proposition ein an den erfragten Stellen ergänztes Pendant zu der mit der Ergänzungsfrage ausgedrückten, bezüglich dieser Stelle unspezifizierten Proposition. Ein Beispiel:

Aufforderungsmodus

Bei einer kommunikativen Ausdruckseinheit im Aufforderungsmodus dient die mit der Ausdruckseinheit eingebrachte Gesamtproposition nicht dazu, Wahrheitsbedingungen zu setzen, sondern Sollwerte, die nach Intention des Sprechers vom Adressaten zu erreichen sind.

Ihr Status als Erfüllungswissen macht eine kommunikative Ausdruckseinheit im Aufforderungsmodus zu einer Art Bauplan für Sachverhalte. Ihre Verbindlichkeitsqualität - 'Das sage ich' - weist dem Adressaten als Aufgabe zu, den Plan zu realisieren.

Optativmodus

Kommunikative Ausdruckseinheiten im Optativmodus haben denselben Wissensstatus wie Einheiten im Aufforderungsmodus, können insoweit also auch als Baupläne für Sachverhalte gelten.

Anders als beim Aufforderungsmodus kommt es hier nicht zu einer Auftragsvergabe, denn ihr Verbindlichkeitsstatus ist 'Das sage ich nicht'.

Zu unterscheiden sind hier Wunschmodus und Heischemodus.

  • Beim Wünschen geht man stets davon aus, dass sich die Dinge nicht so verhalten, wie man sie sich wünscht, dass mithin der Sollwert nicht erreicht ist. Beim Heischen legt man sich nicht in dieser Weise fest, denn es bleibt ohne Belang, ob der Sollwert faktisch bereits erreicht ist oder nicht.
  • Beim Wünschen wird zwar niemand ausdrücklich beauftragt, dafür zu sorgen, dass der Sollwert erreicht wird, doch es wird als erstrebenswert ausgegeben. Beim Heischen unterbleibt eine derartige Wertung. Der Sollwert wird lediglich als Orientierungswert gesetzt für weitere hypothetische Überlegungen oder für eventuell anstehende einschlägige Handlungen
Sei n eine beliebige rationale Zahl, dann ...
Will man einen Käsekuchen backen, nehme man ein Pfund Topfen, fünf Eier ...

Exklamativmodus

Kommunikative Ausdruckseinheiten im Exklamativmodus sind Kundgaben der Erwartbarkeit von Zuständen oder Ereignissen, die als offenkundig gegeben betrachtet werden.

Mit solchen Ausdruckseinheiten werden weder Wahrheitsbedingungen noch Sollwerte gesetzt, sondern Werte für die Erwartbarkeit von Sachverhalten.

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Autor(en)
Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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