Verb

(frz. verbe)

Verb im Überblick

Verben werden traditionell als die zentrale Kategorie für den Satzbau angesehen. Sie dienen prototypisch der Bildung des Prädikatsausdrucks. Sie bilden in ihrer finiten Form das satzstrukturelle Zentrum des Verbalkomplexes und als Vollverben aufgrund ihrer Valenzeigenschaften das informationelle Zentrum des Satzes.

andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Tätigkeitswort, Zeitwort

Beispiele

sehen, steigen, anfangen, verlieren, sich verlieben, in Angriff nehmen, spritzgießen, haben, sein, werden, lassen, pflegen, mögen, dürfen

morphologische Eigenschaften

Verben flektieren in den Kategorisierungen Person, Verbnumerus, Tempus, Modus und können nach Genus verbi (frz. diathèse) unterschieden werden. Die Flexion des Verbs wird auch als Konjugation (frz. conjugaison) bezeichnet.

Ausführliche Informationen über die flexionsmorphologischen Merkmalen des Verbs finden sich in der Einheit Verbflexion.

syntaktische Eigenschaften

Verben bilden unter Beteiligung von Hilfs- und ModalverbenVerbalkomplexe:

Wer hätte das machen sollen?
Das hätte schon längst gemacht werden müssen.
..., weil er sie die Arie hat singen hören wollen.

Der Verbnumerus des finiten Verbs kongruiert mit dem Numerus des Subjektsausdrucks. Auch in der Kategorisierung Person wird das finite Verb vom Subjektsausdruck regiert:

Die Globalisierung gibt auch dem Elend ein einheitliches Gesicht. [die Tageszeitung, 03.01.2004]
Dubiositäten liegen also in der Natur der Sache. [Süddeutsche Zeitung, 31.05.2006]

Zu sprachüblichen Varianten im Deutschen vgl. zudem Grammatik in Fragen und Antworten:

Wie im Deutschen kongruieren das finite Verb und der Subjektsausdruck im Französischen generell im Numerus. Die Personalkategorie der Verbform wird - wie im Deutschen - vom Subjektsausdruck regiert:

Le sommet de Copenhague sur le changement climatique suscite de nombreux commentaires.
[Der Kopenhagener Klimagipfel gibt Anlass zu zahlreichen Kommentaren.]

Malgré le trac, les comédiens ont présenté un spectacle de grande qualité.
[Trotz Lampenfieber haben die Schauspieler eine Aufführung von hohem Niveau gegeben.]

Bei bestimmten Konstruktionen gelten gegenüber der Grundregel der Subjekt-Verb-Kongruenz besondere Regeln:

(1) Nominalphrasen oder Pronominalphrasen können quantifizierende Ausdrücke wie la plupart, le plus grand nombre de, un grand nombre de, une infinité de enthalten. Wenn sie die Subjektfunktion erfüllen, steht das finite Verb vorzugsweise im Plural. Der Grund dafür ist, dass sowohl semantisch (durch die pluralische Bedeutung des quantifizierenden Ausdrucks) als auch grammatisch (durch den pluralischen Bestandteil der NP) die pluralische Komponente überwiegt:

La plupart des coureurs sont déjà arrivés.
[Die meisten Läufer sind schon angekommen.]

Un grand nombre de personnes ont manifesté contre les réformes du gouvernement.
[Eine Vielzahl von Personen haben gegen die Reformen der Regierung demonstriert.]

Im Deutschen überwiegt in solchen Fällen (die Mehrzahl der Kinder, eine Menge von Daten, eine Reihe Faulpelze usw.) die singularische Form des Verbs, obwohl es prinzipiell beide Möglichkeiten gibt:

Bei diesem Hausbau war eine Reihe Dilettanten am Werk.
Die Mehrzahl der Studenten kommt / kommen zur Versammlung.

(2) Wenn mehrere syndetisch oder asyndetisch koordinierte Nominalphrasen oder Pronominalphrasen gemeinsam als Subjekt fungieren, kann es im Französischen zu Schwierigkeiten bzw. Schwankungen bei der Korrespondenz zwischen den koordinierten Subjekten und dem finitem Verb führen.

- Wenn Nominalphrasen in der Subjektfunktion synonymisch verwendet werden oder eine Steigerung bilden, sollte das finite Verb im Singular stehen:
La fortune, la richesse ne fait pas le bonheur.
[Vermögen, ja Reichtum macht nicht glücklich.]

La joie, l'allégresse s'empare de tous les spectateurs.
[Freude, ja Jubel bricht unter allen Zuschauern aus.]

- Sind mehrere singularische Nominalphrasen oder Pronominalphrasen mittels ou oder ni miteinander verknüpft, wird die Verbnumeruskongruenz durch die Bedeutung der koordinierten Phrasen und des jeweiligen Konjunktors bestimmt.

i) Pluralform des Verbs: Wie beim grammatischen Zweifelsfall der Oder-Verknüpfungen im Deutschen (vgl. "Für Rückfragen stehen/steht Ihnen die Kundenberatung oder Ihr Ansprechpartner im Außendienst zur vefügung - Einzahl oder Mehrzahl beim Verb") lautet die Tendenz im Französischen: Wann immer man hinzufügen könnte "oder beide(s)" oder auch "oder andere(s) mehr", kann das finite Verb im Plural stehen; die miteinander verknüpften NPs oder PPs können hierbei beide in Verbindung mit dem gegebenen Prädikat gesetzt werden:

La peur ou la misère ont fait commettre bien des fautes.
[Angst oder Not haben schon zu vielen Fehltritten geführt.]

Ni l'un ni l'autre n'ont su ce qu'ils faisaient.
[Weder der eine noch der andere haben gewusst, was sie machten.]

ii) Singularformen des Verbs: Soll aber eine exklusive Leseart zugrunde gelegt werden, d.h. kommt nur eine einzige Komponente in Verbindung mit dem gegebenen Prädikat in Frage, dann sollte das finite Verb im Singular stehen:

Pierre ou Charles devra se sacrifier.
[Entweder Pierre oder Charles: Einer wird sich aufopfern müssen.]

Ni Grégoire ni Corentin ne sera délégué de la classe.
[Weder Grégoire noch Corentin wird zum Klassensprecher.]

Ähnliches gilt für das Deutsche:
Sein Bruder oder sein Vater kennt jemand im Ministerium.
Weil die Zahlen 6 bis 18 auf dem Zeitenring schwarz unterlegt sind, soll der Träger auf einen Blick feststellen, ob dort gerade Tag oder Nacht herrscht.
(Frankfurter Allgemeine, 1993)

Zur Korrespondenz zwischen koordinierten Subjekten und finitem Verb vgl. auch Flexion nach Person und Numerus.

semantische und funktionale Eigenschaften

Die prototypische Funktion von Verben besteht in der Bildung des Prädikatsausdrucks.

Subklassen

Übung: Verben

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