Pronomen
frz. pronom
- Pronomen im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
- Subklassen
Pronomen im Überblick
Hier werden nur allgemeine Charakteristika zu Pronomen erläutert. Alles Weitere finden Sie in den Erklärungen der Subklassen.
Katharina, Franz und Lydia sind zufrieden mit ihrer Arbeit.
Alle sind zufrieden mit ihrer Arbeit.
andere Bezeichnungen und Zuordnungen:
Proform, Fürwort, Stellvertreter.
In der
'Grammatik der deutschen Sprache' werden Pronomina nach
ihrer Funktion als Proterme bezeichnet. Manche Pronomina (Kennst du diesen?)
haben eine identische Artikel-Variante
(Kennst du diesen Witz?). Artikel- und Pronomen-Funktion werden nicht in
allen Grammatiken getrennt.
Auswahl aus dem Bestand und Beispiele:
ich, du, sie, man, mein, sich, dieser, wem, jene, einer, alle, jeder ...
Sie kann es sich nicht leisten.
Wem soll ich das berichten?
Man sollte einander in Frieden lassen.
morphologische Eigenschaften
Prinzipiell flektieren Pronomina nach Numerus, Kasus und Genus. Bei einzelnen Subklassen oder einzelnen Vertretern können Einschränkungen auftreten.
Detailliertere Informationen zur Flexion der Pronomina in der Einheit Flexion der Pronomina
syntaktische Eigenschaften
Pronomina bilden allein oder mit nachgestellten Attributen Pronominalphrasen.
Viele (der Kollegen) kamen zum Fest.
Mit Ausnahme des Possessiv-Pronomens (die meinen; das seine) sind sie nur sehr eingeschränkt mit Artikeln kombinierbar (vgl. syntaktische Struktur von Pronominalphrasen).
Unter Pronominalphrase wird hier eine Phrase verstanden, deren Kopf ein Pronomen ist. In der französischen Linguistik wird für solche Phrasen keine eigene Kategorie eröffnet. Sie werden als eine der möglichen Ausprägungen der Nominalphrase angesehen, und zwar in der Überzeugung, dass ein Pronomen, oder besser: ein "Proterm" (wie auch in der GDS gebräuchlich) ja in jedem Falle einem Bezugsausdruck (Antecedens) in Form einer NP entspricht, sei dieser nun im Kotext erwähnt oder nur aus kontextuellen Hinweisen oder dem Wissen der Kommunikationspartner erschließbar. Die ana- bzw. kataphorische Funktion der Pronomina zeigt ja sehr gut, welches Segment im Textverlauf durch den Proterm wiederaufgenommen wird. Ist das Antecedens eine erweiterte NP, so ersetzt der Proterm nicht nur deren Kopf, also das Nomen, sondern das Nomen mitsamt seinen determinierenden und qualifizierenden Elementen, also die gesamte NP:
NPs mit pronominalem Kopf sind nur sehr eingeschränkt erweiterbar, wobei jede Pronomen-Subklasse gesondert bewertet werden muss (siehe jeweils dort). Für die phorische Funktion ergeben sich daraus keine Änderungen:
(a) Viele Kollegen kamen zum Fest.
["viele" ist Determinans]
(b) Viele der Kollegen
kamen zum Fest. ["viele" ist Pronomen mit Rechtserweiterung]
(c)
meine Kollegen, meine vielen Kollegen ["meine" ist
Determinans, "viele" ist Adjektiv]
[aber:] *Meine/ *Die
meinen/meinigen der Kollegen… [Rechtserweiterung nicht möglich]
(d) →
Sie kamen zum Fest. ["sie" ist phorisches
Pronomen]
[jedoch nicht:] *viele sie, *sie viele, *sie der Kollegen
Ergänzungen, die zwar rechtsadjazent zur NP sind aber strukturell außerhalb der NP stehen, also z. B. nicht restriktive Relativsätze, können bei paradigmatischer Ersetzung am Proterm erhalten bleiben, wobei dann der Proterm, da fokussiert, genau wie die entsprechende NP einen dynamischen Akzent erhält:
Der junge Mann, der den ganzen Vormittag vor sich hin geträumt
hat, kommt nun zu spät zu diesem wichtigen Termin.
→
Er kommt nun zu spät zu diesem wichtigen Termin.
[oder:]
→ Er(, der den ganzen
Vormittag vor sich hin geträumt hat,) kommt nun zu spät zu diesem wichtigen
Termin.
Im Französischen sind bis auf Details dieselben Verhältnisse anzutreffen.
La nouvelle Miss France est étudiante en droit. Elle interrompra ses études pendant un an.
Aufgrund der generellen Rechtsanbindung durch die Präposition de verwischt sich der Unterschied zwischen Artikel und Pronomen, allerdings gibt es Periphrasen, die dieses Defizit wettmachen:
Beaucoup de collègues ont participé à la fête.
Nombreux sont les collègues qui ont participé…
[paradigmatische oder
phorische Ersetzung:] → Ils ont participé à la fête.
Bei Fokussierung muss allerdings das "unverbundene" Personalpronomen benutzt werden, wodurch die Selbstständigkeit des Proterms, insofern er allein den Platz einer NP ausfüllt, unterstrichen wird:
Lui qui rêvassait toute la journée, est maintenant en retard pour son rendez-vous.
semantische und funktionale Eigenschaften
Semantisch haben Pronomina - anders als Gattungsnamen oder Stoffnamen - keine charakterisierende Funktion. Sie legen nur einen semantischen Rahmen fest, der erst durch den jeweiligen Kontext vervollständigt wird.
Jene laufen, jene gehen und jene bewegen sich überhaupt nicht ...
Der Begriff "charakterisierendes Prädikat" verweist auf die Tatsache, dass die bildliche Semantik eines Nomens mithilfe einer Definition in Form eines Prädikats verdeutlicht werden kann, ggf. auch auf der Basis von Oppositionen, z.B.:
Wasser ist ein Element, dem die chemische Formel H2O
entspricht.
Wasser wird zum Trinken, zum Verdünnen, zum Kochen und zum Waschen
benutzt.
In einem Haus wohnen Menschen, in einem Stall sind Tiere untergebracht.
Entsprechende bildliche Definitionen sind bei Pronomina nicht möglich. Die Semantik von Pronomina ist abstrakt-formaler Natur ("kategoriale Bedeutung"):
"Er" verweist auf einen Nominalausdruck, dessen Sexus und/oder Genus maskulin ist. "Mein-" bezeichnet ein Besitzverhältnis des Possessors der 1. Person Singular.
Anders als bei Eigennamen
beruht ihr semantischer Bezug nicht auf vorgängigen Vereinbarungen (Namensgebungsakt).
Die funktionalen Eigenschaften sind je nach Pronomen sehr unterschiedlich, wodurch sich
folgende Subklassen ergeben:
- Kommunikanten-Pronomen: Sprecher-Pronomen und Hörer-Pronomen
- anaphorisches Pronomen
- generalisierendes Personalpronomen: man
- gebundenes Personalpronomen (Reflexiv-Pronomen): sich
- Possessiv-Pronomen
- Demonstrativ-Pronomen
- Indefinit-Pronomen
- Quantifikativ-Pronomen
- W-Pronomen
Literatur zu Pronomina:
Braunmüller 1977, Haspelmath 1997, Lenerz 1992, Lenerz 1994, Schramm 1980, Vater 1985