anaphorisches Personalpronomen
(norwegisch: anaforisk personlig pronomen)
anaphorisches Personalpronomen im Überblick
andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Traditionell werden unter dem Terminus "Personalpronomen" oder "persönliches Fürwort" das anaphorische Pronomen "der 3. Person" mit den deiktischen Sprecher-/Hörer-bezogenen Kommunikanten-Pronomina "der 1. und 2. Person" zusammengefasst.
Auch im Norwegischen werden traditionell unter der Bezeichnung "Personalpronomen" (norw.: personlige pronomen) das anaphorische Personalpronomen der 3. Person mit den Sprecher-Hörer-bezogenen Pronomina der 1. und 2. Person zusammengefasst.
Beispiel
Der Bauer verkaufte seine Kühe, weil sie
keine Milch mehr gaben.
Bonden solgte kyene sine, fordi de ikke
ga melk lenger.
morphologische Eigenschaften
Das Formenparadigma des anaphorischen Personalpronomens ist nach Kasus und Numerus und im Singular zusätzlich auch nach dem Genus differenziert. Das Genus wird nicht durch eine Flexionsendung, sondern mit Hilfe verschiedener Wortstämme (Suppletion) gekennzeichnet.
MASKULIN | NEUTRUM | FEMININ | PLURAL | ||
NOMINATIV | er | es | sie | sie | |
AKKUSATIV | ihn | es | sie | sie | |
DATIV | ihm | ihm | ihr | ihnen | |
GENITIV | seiner | seiner | ihrer | ihrer |
Personalpronomina sind im Norwegischen die einzige Wortart mit Kasusflexion (Nominativ und Akkusativ). Im Falle des anaphorischen Personalpronomens der 3. Person Singular gibt es auch im Norwegischen eine weitere Differenzierung hinsichlich verschiedener Bezugsnomina, die mit Hilfe unterschiedlicher Wortstämme (Suppletion) gekennzeichnet wird. Im Unterschied zum Deutschen wird hier zusätzlich zwischen personalem und nicht-personalem Referenten unterschieden: Verweist das Personalpronomen auf einen personalen Referenten, wird nach dem Sexus zwischen den Formen han (maskulin) und hun (ho) (feminin) unterschieden, während bei nicht-personalem Referenten nach dem Genus (dem grammatischen Geschlecht) des Bezugsnomens zwischen den Formen den (maskulin/Genus commune) und det (neutrum) unterschieden wird, vgl. Flexion der Pronomina und Kategorien und Funktionen der Flexionsmorphologie. Die Singularformen han, hun, den und det kommen außerdem als Genitivformen vor (hans, hennes, dens, dets). Sie fungieren dann jedoch als Possessiv-Determinativ bzw. hans und hennes ggf. auch als Prossessiv-Pronomen.
PERSONALER | REREFENT | NICHT-PERSONALER | REFERENT | |||
MASKULIN | FEMININ | MASK./FEM. (GENUS COMM.) | NEUTRUM | PLURAL | ||
NOMINATIV | han | hun (ho) | den | det | de | |
AKKUSATIV | ham/han | henne (ho) | den | det | dem |
syntaktische Eigenschaften
In neutraler, nicht-kontrastiver Verwendung sind die anaphorischen Personalpronomina unbetont, die Form es kann überhaupt nicht betont werden. Akkusativisches es kann nicht im Vorfeld stehen.
Ihr Leben hat sie nie bereut.
*Es hat
sie nie bereut.
Anaphorische Personalpronomina sind nur sehr eingeschränkt, nämlich nur durch Nachstellung, zu Pronominalphrasen ausbaubar:
sie alle; sie beide; er, der alles besser weiß; er mit dem
Dreizack
*Grüne farblose sie werden selten
gedacht.
Hinsichtlich Genus und Numerus wird ein anaphorisches Personalpronomen von seinem Vorgängerausdruck regiert, sodass der jeweilige thematische Zusammenhang deutlich markiert ist. Ein anaphorisches Personalpronomen in Subjektsfunktion regiert die Kategorie 3. Person beim finiten Verb im Satz, hinsichtlich des Numerus besteht Kongruenz.
Im Norwegischen flektieren finite Verben nicht nach Person und Numerus. Es besteht daher keine Kongruenz zwischen Personalpronomina 3. Person in Subjektfunktion und dem finiten Verb.
semantische und funktionale Eigenschaften
Das anaphorische Personalpronomen dient der thematischen Fortführung bereits eingeführter oder sonstwie im Kontext präsenter Gegenstände und Sachverhalte. Bei der Textproduktion tragen die anaphorischen Personalpronomina zur Kohäsion (syntaktische Verknüpfung) und zur Kohärenz (logisch-semantische Verflechtung) bei. Mit ihnen kann z. B. auf ganze Phrasen (syntaktisch) Bezug genommen und auf komplexe Sachverhalte (semantisch) mit einfachen Mitteln vor- und rückverwiesen werden. Sie sind damit ein wesentlicher Faktor der Sprachökonomie.