Gebundenes Personalpronomen: das Reflexiv-Pronomen

Polnisch: zaimek zwrotny

Reflexiv-Pronomen im Überblick

Das unveränderliche Reflexiv-Pronomen sich (się) ermöglicht eine besondere Form des anaphorischen Bezugs. Innerhalb eines Satzes beziehen sich Reflexiv-Pronomina zurück auf bereits eingeführte Gegenstände oder Personen. Der Bezugsausdruck ist dabei fast immer das Subjekt (Hans wäscht sich. Jaś myje się.), sehr viel seltener das Akkusativkomplement (Die Sanitäter brachten den Ohnmächtigen wieder zu sich. Sanitariusze przywrócili mdlejącego do siebie).

andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Reflexivum, rückbezügliches Fürwort.
Traditionell wird das Reflexiv-Pronomen in einem Paradigma mit drei Personen und zwei Numeri, evtl. noch differenziert nach den Kasus Akkusativ, Genitiv und Dativ, angeführt.
Wir dagegen gehen davon aus, dass die Sprecher- und Hörer-Pronomina so eindeutig verweisen, dass für sie spezielle Reflexivformen nicht nötig und auch nicht vorhanden sind. Somit haben die Sprecher- und Hörer-Pronomina mich, mir, dich, dir, uns, euch auch eine reflexive Lesart/Bedeutung.

Beispiele

Hans und Maria freuen sich auf die Grammatik-Klausur.
Sie denkt sich wieder nichts dabei.
Fritz verneigt sich vor dem Bundeskanzler.
Maria schämt sich wegen deines Verhaltens.

morphologische Eigenschaften

Das Reflexivum sich hat eine identische Form für alle drei Genera, die Kasus Dativ und Akkusativ und die Numeri Singular und Plural. Das polnische się ist für alle Genera und beide Numeri identisch, hat bis auf den Nominativ das vollständige Flexionsparadigma mit synkretischen Formen im Genitiv und Akkusativ: siebie, się (Gen.=Akk.), dann sobie (Dat.), sobą (Inst.), o sobie (Lok.)

syntaktische Eigenschaften

Das Reflexiv-Pronomen bezieht sich in den meisten Fällen auf das Subjekt (es ist referenzidentisch mit dem Subjekt), seltener auf ein Akkusativkomplement oder ein Dativkomplement.

Hans betrachtet sich im Spiegel.
Jaś ogląda się/siebie w lustrze.

Maria ließ Hans mit sich und seinen Zweifeln allein.
Maria zostawiła Jasia z samym sobą i swoimi wątpliwościami.

Sie warnt ihn vor sich/sich.
Ona ostrzega go przed sobą/sobą. (Bezug auf Akkusativkomplement oder das Subjekt)

Du empfiehlst ihm sich.
(Ty) Polecasz mu siebie samego/siebie.

Im Polnischen ist hier der Bezug auf ein Dativkomplement oder das Subjekt möglich, obwohl v.a. für Maskulinum/Neutrum oft sehr undeutlich. In diesen Fällen wird beim Bezug auf ein Dativkomplement das Personalpronomen on/ona/ono//oni/one (er/sie/es//sie) verwendet:

Polecasz mu jego samego. Polecasz jej ją samą. Polecasz im ich samych.

Bei bestimmten Verben muss das Akkusativkomplement oder das Dativkomplement obligatorisch mit einem Reflexiv-Pronomen oder einem Sprecher- oder Hörerpronomen gefüllt sein. Die reflexive Lesart der Sprecher- und Hörer-Pronomina ist bei diesen obligatorisch reflexiven Verben offensichtlich. Das Reflexiv-Pronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen ist dann lexikalisch gefordert, es ist Bestandteil des Lexems:

Fritz verneigt sich.
Fryc ukłonił się
.
Das merkt sie sich!
Ona to sobie zapamięta!
Reflexiv-Pronomen
Wir schämen uns.
Wstydzimy się.
Ihr weigert euch?
Wahacie się?
reflexive Lesart des Sprecher- und Hörer-Pronomens

Ohne das Reflexivpronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen ist der Ausdruck mit obligatorisch reflexiven Verben nicht verstehbar oder bekommt eine andere Bedeutung:

*Fritz verneigt.
andere Bedeutung: Das merke ich!
*Wir schämen.
*Ihr weigert?

Das Reflexivpronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen kann bei diesen Verben auch nicht durch ein anderes Personalpronomen ersetzt werden:

*Fritz verneigt uns.
*Das merke ich dir!
*Wir schämen euch.
*Ihr weigert uns?

semantische und funktionale Eigenschaften

Das Reflexiv-Pronomen ermöglicht eine besondere Form der thematischen (anaphorischen) Fortführung eines bereits eingeführten Gegenstands.
Bei bestimmten Verben kann das Reflexiv-Pronomen auch reziprok interpretiert werden: Paul und Paula / die beiden küssen sich. Dann ist der Bezugsausdruck eine koordinierte (Paul und Paula) oder eine pluralische (die beiden) Nominalphrase, der ein symmetrisches Prädikat zu Grunde liegt.

reziprok und nicht reziprok interpretierbar nicht reziprok interpretierbar
Paul und Paulaküssten sich
liebten sich
schlugen sich
verneigten sich
schämten sich
freuten sich

Übung zum Reflexiv-Pronomen

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