Vollverb

ung. főige, teljes jelentéstartalmú ige

Vollverb im Überblick

Vollverben können im Unterschied zu Modalverben, Hilfsverben und Kopulaverben in ihrer finiten Form alleine den Verbalkomplex und damit den Prädikatsausdruck bilden. Sie sind die zentralen Einheiten für den Aufbau der Satzstruktur.

andere Bezeichnungen

Tätigkeitswort, Hauptverb

Bestand

gehen, lachen, besprechen, sich freuen, erwärmen, aufnehmen, totlachen, bausparen...

morphologische Eigenschaften

Vollverben werden nach Person, Verbnumerus, Modus, Tempus und können nach Genus verbi unterschieden werden.

Sie lassen sich nach dem morphologischen Kriterium Präteritum- und Partizipialbildung einteilen in starke Verben (singen - sang - gesungen) und schwache Verben (lachen - lachte - gelacht). Nach Kriterien der Wortbildung unterscheidet man einfache (einteilige) Verben von solchen mit festen Präfixen (ich erzähle, verstehe, bespreche ...) und solchen mit abtrennbarem Präverb (ich singe ... vor, ich lache ... aus), die auch ohne Beteiligung von Hilfs- und Modalverben Satzklammern bilden können.

Ungarische Verben lassen sich nach einem einheitlich gegebenen morphologischen Kriterium nicht in Subklassen einteilen. Etwa 85 Prozent der ungarischen Verben haben einen einförmigen Stamm, d.h. ihr Stamm ist vor jeder Konjugationsendung derselbe. Der Rest der Verben verfügt über einen mehrförmigen Stamm, d.h. vor verschiedenen Konjugationsendungen ändern sie ihre Form (z.B. fested – fesd! (du malst – male!) vgl. Keszler; Lengyel 2008: 36ff).

Im Ungarischen gibt es keine untrennbaren Präfixe, ungarische Verben können nur durch trennbare Präverben als erstes Glied erweitert werden (z.B. ül – leül (er sitzt – er setzt sich). Wenn das Prädikat oder das Präverb betont wird, dann geht im Satz das Präverb dem finiten Verb voran und wird damit zusammengeschrieben, aber es kann durch ein Hilfsverb vom Vollverb getrennt werden, z. B.:

Péter felhívja a kollégáját. – Peter ruft seinen Kollegen an.

Péter fel fogja hívni a kollégáját. – Peter wird seinen Kollegen anrufen.

Wenn im Satz nicht das Prädikat, sondern ein anderes Satzglied betont wird, dann steht das Präverb hinter dem finiten Verb und wird davon getrennt geschrieben, z. B.:

Kit hív fel Péter? – Wen ruft Peter an?

Im Imperativ werden Präverben generell hinter dem Verb realisiert und von diesem getrennt geschrieben, z. B.:

Hívjátok fel a kollégátokat! – Ruft euren Kollegen an!

(vgl. Forgács 2007:244ff)

Konjugation: schwache und starke Verben

Präsens IndikativKonjunktiv I (Konjunktiv Präsens)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSONeen
2. PERSONspiel-
sing-
stt
3. PERSONten
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONspiel-
sing-
e-stt
3. PERSON-n

Bei einigen starken Verben tritt in der 2. und 3. Person Präsens Singular im Indikativ ein Vokalwechsel ein: fahre - fährst - fährt; trete - trittst - tritt; trage - trägst - trägt. Charakteristisch für das Konjunktiv-Paradigma ist das Erscheinen des -e (Schwa) in allen Formen.

Konjugation: schwache Verben

Präteritum und Konjunktiv II schwacher Verben werden durch Anhängen des Affixes -te- (alternative Segmentierung) an den Präsensstamm gebildet.

Präteritum Indikativ / Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONspiel-te-stt
3. PERSON-n

Die kleine Klasse der gemischten (unregelmäßigen schwachen) Verben weist zusätzlich zum Affix -te- im Präteritalstamm Vokal- und Konsonantenwechsel wie bei starken Verben auf (bringen - brachte - gebracht).

Konjugation: starke Verben

Der Präteritalstamm der starken Verben wird durch Ablaut (Variation des Stammvokals) und teilweise zusätzlich durch Veränderungen des Auslautkonsonanten gebildet: singen - sang, tragen - trug, schreiben - schrieb, treten - trat, stehen - stand, ziehen - zog. Die starken Verben mit umlautfähigem Stammvokal haben im Konjunktiv II einen Umlaut: nahm- nähme, fuhr - führe, bot - böte.

Präteritum IndikativKonjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
PRÄTERITALSTAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-en
2. PERSONsang--stt
3. PERSON-en
PRÄTERITALSTAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONsäng-e-stt
3. PERSON-n

Zur Flexion der wichtigsten starken Verben

Während es im Deutschen drei Modi, nämlich Indikativ, Imperativ und Konjunktiv, gibt, kann man im Ungarischen neben den Modi Indikativ und Imperativ noch den Modus Konditional (z. B. Péter elmenne moziba. – Peter würde ins Kino gehen.) unterscheiden.

In einigen ungarischen Grammatiken kann man auch den Konjunktiv als vierten Modus wieder finden, mit dem Verbformen in Nebensätzen bezeichnet werden, die formal mit den entsprechenden Verben im Imperativ übereinstimmen, ihrer Funktion nach aber keine Aufforderungen darstellen, z. B.:

Azt kéri, hogy maradjatok. – Er bittet euch darum, zu bleiben.

Itt maradt, hogy segítsen. – Er blieb hier, um zu helfen.

Forgács (2007: 103f) rechnet aber solche Fälle ebenfalls zum Modus Imperativ, und somit gibt es in seiner Grammatik nicht vier, sondern drei Modi des ungarischen Verbs.

Bildung des Partizips II (Partizip Perfekt)

Das Partizip II dient zusammen mit den Hilfsverben sein, haben und werden der Bildung der zusammengesetzten Tempora Präsensperfekt, Präteritumperfekt und Futurperfekt sowie der Bildung des Passivs. Schwache Verben bilden das Partizip II mit dem Präfix ge- und dem Suffix -t, starke Verben mit dem Präfix ge- und dem Suffix -en in Verbindung mit dem abgelauteten Partizipialstamm des Verbs.

PARTIZIP II
schwache Verbenge-spiel-t
starke Verbenge-sung-en

Näheres zur Bildung des Partizips II

syntaktische Eigenschaften

Verben bilden die für die Topologie des Deutschen wichtige Satzklammer. Charakteristisch für das Deutsche ist die große Anzahl von Präverbgefügen, d. h. Verben mit einem abtrennbaren Verbzusatz. Als Verbzusatz finden sich Elemente verschiedener Wortarten:

  • Präpositionen: schreibe ... vor, sehe ... nach
  • Adverbien: gehe ... hinauf, fahre ... hinein, haue ... drauf
  • Adjektiv: spreche ... frei, schweige ... tot
  • Nomen: nehme ... teil, gebe ... preis

Im Zusammenspiel mit Hilfs- und Modalverben ergeben sich Verbalkomplexe, die besonderen Bildungs- und Abfolgeregeln gehorchen. Die finite Verbform bildet dabei das strukturelle Satzzentrum, an dem die Einheitenkategorien der Kategorisierungen Person und Verbnumerus festgemacht werden. Hinsichtlich des Verbnumerus besteht Kongruenz mit dem Subjekt, die Person wird vom Subjekt regiert.

Ödipustrickstedie Sphinxaus.
Ödipuskonntedie Sphinxaustricksen.
Ödipushättedie Sphinx leichtaustricksen können.
NachdemÖdipus die Sphinxhatte austricksen können
Die Sphinxhätteleichtausgetrickst werden können.
weildie Sphinx leichthätte ausgetrickst werden können.

Auch im Ungarischen bilden Hilfs- und Modalverben in Verbindung mit Vollverben Verbalkomplexe. Zu den ungarischen Hilfsverben gehören fog und volna, mit deren Hilfe analytische Tempus- und Modalformen gebildet werden können, z. B. Péter elment volna moziba. – Peter wäre ins Kino gegangen. (zur detaillierteren Beschreibung der ungarischen Hilfsverben s. Hilfsverb).

Ungarische Modalverben – wie z.B. akar (will) tud (kann), szeret/ne (mag/möchte) – haben ähnliche Funktionen wie ihre deutschen Entsprechungen und werden mit dem Infinitiv des Vollverbs kombiniert, z. B.:

Péter olvasni akar. – Peter will lesen.

(zur detaillierteren Beschreibung der ungarischen Modalverben s. Modalverb)

semantische und funktionale Eigenschaften

Nach ihren semantischen Eigenschaften lassen sich Vollverben auf verschiedene Weisen klassifizieren. Geläufig ist z. B. die Einteilung in Zustandsverben (liegen, schlafen, hängen, blühen), Vorgangsverben (fallen, einschlafen, explodieren, tropfen) und Handlungsverben, die im Unterschied zu Vorgangsverben eine Intention des Handelnden voraussetzen (schreiben, aufhängen, graben).
Des Weiteren können Subklassen gebildet werden wie z. B. 'Bewegungsverben' (laufen, schreiten, fahren), 'verba dicendi' (berichten, sagen, erklären), 'Verben der Transaktion' (geben, überreichen, nehmen), oder nach zeitlichen Gesichtspunkten kategorisiert werden in 'durative Verben' (schlafen, blühen) und 'perfektive Verben' (einschlafen, verblühen).
Vollverben eröffnen aufgrund ihrer Bedeutung Leerstellen für "Mitspieler" unterschiedlichen Typs (Valenz des Verbs) und bedingen so Anzahl und Art der Komplemente.

Auf Grund semantischer Kriterien können ungarische Verben ähnlich klassifiziert werden wie deutsche, z.B.

Zustandsverben: feküdni – liegen, aludni – schlafen, lógni – hängen, virágozni – blühen;

Vorgangsverben: esni – fallen, elaludni – einschlafen, felrobbani – explodieren, tropfen – csöpögni;

Handlungsverben: írni – schreiben, felakasztani – aufhängen, ásni – graben; usw.

Vollverben verfügen auch im Ungarischen meistens über Valenz, z. B. valaki valamit ír – jemand schreibt etwas.

Übung zum Thema Vollverb

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