Modalverb

ung. módbeli segédige

Modalverb im Überblick

Die Modalverben müssen, sollen, dürfen, mögen/möchte, wollen und können regieren im Verbalkomplex den Infinitiv eines Vollverbs. Modalverben können im Verbalkomplex nicht alleine auftreten. Sie modifizieren Propositionen hinsichtlich der Möglichkeit/Notwendigkeit; sie werden verwendet, um Wünsche, Gebote/Verbote etc. auszudrücken.

andere Bezeichnungen und Zuordnungen

modales Hilfsverb

Beispiele:

Die Männer mussten bis zu 14 Stunden mit Unterbrechung in grellem Licht und bei lauter Musik ausharren.
Am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim sollen an diesem Montag die ersten Gespräche zwischen dem Mangement der deutschen GM-Tochtergesellschaft und den Betriebsräten der Opel-Werke geführt werden.
Die CDU- und Unionsfraktionschefin Angela Merkel möchte mit Hilfe ihres Vorgängers Wolfgang Schäuble sich und die Union aus der Krise befreien.
GM will in Europa 12000 Arbeitsplätze streichen, ...
[Alle Belege: Süddeutsche Zeitung 18.10. 2004, S. 1]

Modalverben im Kontrast zum Ungarischen

Nur einem kleinen Teil der deutschen Modalverben entsprechen Modalverben im Ungarischen, die ebenfalls im Verbalkomplex mit einem Vollverb im Infinitiv stehen und die selbst konjugiert werden:

tud = können, akar = wollen, szeret = mögen, szeretne = möchte

Angela Merkel, a CDU és a CDU frakciójának vezetője elődjének, Wolfgang Schäublenak a segítségével meg szeretné szabadítani magát és a CDU-t a krízistől.(Die CDU- und Unionsfraktionschefin Angela Merkel möchte mit Hilfe ihres Vorgängers Wolfgang Schäuble sich und die Union aus der Krise befreien.)
A GM Európában 12 000 munkahelyet akar megszüntetni,… (GM will in Europa 12000 Arbeitsplätze streichen, ...)
Tegnap nem tudtam Bécsbe utazni.(Gestern konnte ich nicht nach Wien fahren.)

Anderen deutschen Modalverben entsprechen im Ungarischen unflektierbare Elemente, wobei die Kategorien des Verbs vom flektierten Infinitiv ausgedrückt werden (vgl. Flexion der Modalverben):

müssen = kell, sollen = kell, dürfen = szabad

Már nem kell bevásárolnod. (Du musst nicht mehr einkaufen.)

Die deutschen Modalverben dürfen, können haben im Ungarischen eine weitere Ausdrucksweise, indem nämlich das Vollverb das Grundsuffix (Inflexiv) -hat, -het bekommt:

Ma nem mehetek moziba. (Heute darf ich nicht ins Kino gehen.)

andere Verbklassen mit ähnlichen Funktionen:

Neben den genannten Modalverben können die Hilfsverben haben und sein modal gebraucht werden. Sie regieren im Verbalkomplex im Gegensatz zu den Modalverben allerdings den zu-Infinitiv:

Der Hausherr hat zu kuschen, und die Wächter ziehen den guten Anzug an. [Kerr, Alfred: Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900]
Hier ist zu unterscheiden zwischen zustimmendem Grunzen, das ursprünglich "Hear, Hear" (Hört, hört!) hieß, und Unmutsbekundungen, die auf "Shame!" (Schande) zurückgehen. [die tageszeitung, 26.03.2003, S. 6]

Einige Vollverben können ähnliche Funktionen wie Modalverben übernehmen. Auch sie regieren den zu-Infinitiv. Zu diesen Verben zählen: pflegen, scheinen und drohen:

Man pflegt zu sagen, schriftliche und mündliche Gründe müssen sich nicht genau decken. [Die Presse, 08.09.1997]
Nicht alle Wissenschaftler scheinen zu dieser Unterscheidung fähig zu sein. [Die Presse, 14.07.2000]
Sein etwa vier Meter langes Sportboot war am Anlegesteg aus bisher ungeklärter Ursache Leck geschlagen und drohte zu sinken. [Mannheimer Morgen, 19.09.2002]

Die deutschen Konstruktionen mit sein / haben zu + Infinitiv haben im Ungarischen keine Entsprechungen ähnlicher Konstruktion; sie werden durch die obigen Formen ausgedrückt: kell (= müssen), lehet (= können).

Itt már nem lehet semmit sem csinálni. (Hier ist nichts mehr zu machen.)
Még néhány dolgot el kell intéznem. (Ich habe noch Einiges zu erledigen.)

Dem deutschen pflegen entspricht das ungarische Verb szokott, welches in dieser Funktion nur in Präteritalform vorkommen kann:

Azt szokták mondani, hogy az írásos és szóbeli okoknak nem mindig kell pontosan fedni egymást. (Man pflegt zu sagen, schriftliche und mündliche Gründe müssen sich nicht genau decken.)

morphologische Eigenschaften der Modalverben

Modalverben werden nach Person, Numerus, Modus und Tempus flektiert (konjugiert), bilden aber keinen Imperativ. Ihre Bildung ist - aus sprachgeschichtlichen Gründen - irregulär: Da sie im Präsens im wesentlichen so flektieren wie starke Verben im Präteritum, gehören sie zu der kleinen Gruppe der Präteritopräsentia.

Präsens der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv

Präsens IndikativKonjunktiv I (Konjunktiv Präsens)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-en
2. PERSONsoll-stt
3. PERSON-en
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONsoll-e-stt
3. PERSON-n

Folgende Modalverben bilden das Präsens im Indikativ mit Vokalwechsel von Singularformen zu Pluralformen und Infinitiv: wollen - will; müssen - muss; dürfen - darf; können - kann; mögen - mag.
Im Konjunktiv I (Präsens) unterbleibt der Vokalwechsel: er wolle, müsse, dürfe, könne, möge. Das Modalverb sollen weißt keine Vokalwechsel auf.

Präteritum der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv

Das Präteritum der Modalverben sollen und wollen wird wie das der schwachen Verben gebildet:

Präteritum Indikativ / Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONsoll-
woll-
te-stt
3. PERSON-n

Der Präteritalstamm der übrigen Modalverben hat im Indikativ Ablaut: er durfte, konnte, musste, mochte, wollte.
Im Konjunktiv II wird der Präteritalstamm (außer bei sollen/wollen) umgelautet: sie dürfte, könnte, müsste, möchte.

Bildung des Partizips II (Partizip Perfekt)

Das Partizip II der Modalverben wird wie das der schwachen Verben gebildet und nur dann verwendet, wenn sie wie Vollverben den semantischen Kern des Verbalkomplexes bilden. Ansonsten werden sie zur Bildung zusammengesetzter Tempora im Infinitiv verwendet.

Tugendhat zitiert Tolstois Ivan Illich: "Ich habe nicht gelebt, wie ich gesollt hätte." [die tageszeitung, 12.10.1996, S. 15]
Habt ihr das gewollt?
Ich habe ihn nie gemocht.
Denn das hätte sie auch gekonnt, wenn sie gedurft hätte. [die tageszeitung, 08.07.1995, S. 20]
Nach dem 1:2 durch Wück (...) hätte in der 83. Minute eigentlich der nächste Torhüter vom Platz gemußt. [die tageszeitung, 17.05.1993, S. 16]

Die ungarischen modalen Verben tud (können), akar (wollen), szeret (mögen), szeretne (möchte) verhalten sich wie die deutschen. Sie bilden mit dem Vollverb im Infinitiv den Verbalkomplex und werden nach Person, Numerus, Tempus und Modus konjugiert. Da im Ungarischen der Imperativ ein vollständiges Paradigma hat und in bestimmten Nebensätzen obligatorisch ist, kann er auch bei Modalverben vorkommen:

Nem lehet megparancsolni, hogy valaki tudjon úszni, ha még sohasem próbálta.
(Man kann nicht befehlen, dass jemand schwimmen können soll, wenn man es noch nie versucht hat.)

Die andere Gruppe der ungarischen Entsprechungen der deutschen Modalverben ist in zwei Teile zu teilen. Die einen (s. Beispiel 1. und 2.) können noch als Verben betrachtet werden, die aber nur mehr nach Tempus und Modus (d.h. in der 3. Person Singular im Präsens und im Präteritum) flektiert werden können: lehet (können), kell (müssen); Person und Numerus werden am Endsuffix des Infinitivs angegeben. Die Anderen wie szabad (dürfen) bleiben unflektiert und kommen in Begleitung des Kopulaverbs vor (s. Beispiel 3. und 4.). Das Kopulaverb, welches im Präsens auch hier getilgt wird, kann ebenfalls nur das Tempus und den Modus angeben (vgl. Flexion der Modalverben).

1. El kell / kellene mennie. (Er muss / müsste weggehen.)

2. El kellett / kellene mennem. (Ich musste / müsste weggehen.)

3. Már nem Ø szabad több kávét innom. (Ich darf keinen Kaffee mehr trinken.)

4. Már nem volt szabad több kávét innom. (Ich durfte keinen Kaffee mehr trinken.)

Das Vollverb erhält das modale Grundsuffix (Inflex) -hat, -het (können, dürfen); Ihm folgen die Endsuffixe der Person und des Numerus:

Megcsinál-hat-juk. (Wir können / dürfen es machen.)

syntaktische Eigenschaften

Finite Modalverben bilden zusammen mit einem infiniten Vollverb den Verbalkomplex. Dabei transportieren sie den Valenzrahmen des Vollverbs weiter, haben also keinen eigenen.
Das Partizip II wird in den zusammengesetzten Tempusformen durch den Infinitiv Präsens ersetzt ("Ersatzinfinitiv"):

Sie hat kommen müssen.
Ihr hättet sie sehen sollen.

semantische und funktionale Eigenschaften

Modalverben werden verwendet, um subjektive Einstellungen zu Sachverhalten auszudrücken und um die Beschreibung von Sachverhalten auf Grundlage von z. B. situativen Umständen, Normen oder Wissensvoraussetzungen inhaltlich zu modifizieren.

Zur Stellung der Modalverben im Verbalkomplex

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