Gegenstandsfundierte und propositionsfundierte W-Sätze

W-Termsätze können referentiell oder essentiell gebraucht werden. Im referentiellen Gebrauch bezieht sich der Nebensatz auf identifizierbare (Rede-)Gegenstände. So ist in

(1) Was du gerade gesagt hast, leuchtet mir ein.

das, was der Adressat gerade gesagt hat, als (akustisches) Ereignis tatsächlich eingetreten und daher von vornherein fassbar. Im essentiellen Gebrauch sind dagegen die (Rede-)Gegenstände, auf die sich der Nebensatz bezieht, vorab nicht fassbar. So wird in

(2) Sag mir, was dir einleuchtet.

mit dem Nebensatz auf nichts verwiesen, das unabhängig von (2) identifiziert werden könnte.

Manche Prädikatsausdrücke lassen beide Interpretationen zu:

(3) Was du gesagt hast, ist unklar.

Referentieller Gebrauch: Die Dinge, die du geäußert hast, sind unklar.
Essentieller Gebrauch: Welche Dinge du gesagt hast, ist unklar.

W-Termsätze, die nur essentiell gebraucht werden können, werden propositionsfundierte W-Sätze genannt. Sie bezeichnen Charakteristiken propositionaler (Rede-)Gegenstände. W-Sätze, die wie andere Termausdrücke abhängig vom Kontext essentiell oder referentiell gebraucht werden, werden gegenstandsfundierte W-Sätze genannt. Sie bezeichnen Charakteristiken nicht-propositionaler (Rede-)Gegenstände.

So hat man es oben in (2) mit einem propositionsfundierten und in (1) bzw. (3) mit einem gegenstandsfundierten W-Satz zu tun.

Zu propositionsfundierten W-Sätzen
Zu gegenstandsfundierten W-Sätzen

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Autor(en)
Bruno Strecker
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