Propositionsausdrücke in Argumentfunktion
Unter den möglichen Sätzen sind solche, die auch auf sich allein gestellt als Propositionsausdrücke fungieren können, und solche, die speziell dem Ausdruck von Propositionen als Teilen von Propositionen dienen und so bereits durch ihre Form einen Hinweis auf mögliche Funktionen geben: auf die Funktion als Argument, als Prädikats- oder Propositionsspezifikation.
(Neue Kronen-Zeitung 28.7.1994, o. S.)
"Meinst du vielleicht, ich könnte Strom machen?" konterte er gereizt.
(Mannheimer Morgen, 16.09.1995, o. S.)
Aber das sage ich Ihnen: "All Ihre Illusionen auf ein neues, freies, auch kulturelles und geistig freies Deutschland, auf ein deutsches Volk, das diesen alten Untertanengeist von sich geworfen hat, der ja heute noch knüppeltief drinsitzt im deutschen Volk, auf ein Deutschland, in dem das Volk auch wirklich aktiven Anteil an seinen Geschicken nimmt und nicht alle 2, 3 Jahre mit dem Stimmzettel in der Hand zur Wahlurne läuft, erreichen Sie nicht mit diesem alten System."
(die tageszeitung 28.12.1993, 20)
(Züricher Tagesanzeiger 29.4.1998, 47)
Wie er das Ergebnis des Besuchs fände, wollte der neugierige Journalist wissen.
(die tageszeitung 11.9.1987, 3)
Nur wer dergleichen selbst erlebt hat, kann diesen emotionalen Ausbruch von Frau Moser verstehen und sich ein Urteil erlauben.
(Salzburger Nachrichten 7.8.1998, o. S.)
Ein Blick auf die Beispiele zeigt, dass Sätze als Argumentausdrücke nicht gleichbedeutend sind mit einer Bestimmung von Propositionen als Verrechnungsorten. Die zum Ausdruck gebrachten Propositionen können ihrerseits Mittel einer Bestimmung von Verrechnungsorten sein. Wer dergleichen selbst erlebt hat etwa bestimmt als Verrechnungsort ein allgemeines Individuenkonzept. Welche Funktion die Bestimmung einer Proposition im Rahmen der Bestimmung eines Verrechnungsorts hat, ist jeweils vom Prädikat her zu bestimmen. Ein Prädikat wie 'wissen' kann als Argumente an der Was-Argumentstelle nur Propositionen haben. Diese können aber auf verschiedene Weise gefasst werden.
Mittels eines Propositionsausdrucks | "Ich weiß jetzt, wer meine echten Freunde
sind", sagt Peter S. (Kleine Zeitung 31.8.1997, o. S.) |
Mittels eines offenen Propositionsausdrucks | Überzeugend präsentiert sich auch diesmal Monika Hainke, und auch
Andrea Renz weiß als Bühnenneuling zu gefallen.
(Mannheimer Morgen 23.10.2001, o. S.) |
Mittels eines einfachen oder komplexen charakterisierenden Ausdrucks | Europa steht mit seinen Sanktionen gegen Österreich da - und weiß
keinen Ausweg ohne
Gesichtsverlust. (Die Presse 5.4.2000, o. S.) |
Mittels einer Anapher | Und wer's noch nicht wußte, weiß es
seit gestern: Im österreichischen Fußball brennt der
Hut. (Kleine Zeitung 21.5.1999, o. S.) |
Mittels einer Anadeixis | Ich fühlte das Desaster
kommen. (die tageszeitung 18.6.1993, 15) |
Bei AcI-Konstruktionen tritt - anders als bei Infinitivkonstruktionen - der Ausdruck für das Subjekt des als Infinitiv realisierten Prädikats in den Akkusativ und nimmt damit den Kasus an, den der Prädikatsausdruck des Obersatzes für nominale Objektausdrücke vorsieht. Man könnte vermuten, ein AcI sei so zu analysieren, dass nicht diese Konstruktion das Argument bestimmt, sondern primär die akkusativische Phrase, zu der dann der Infinitiv als Attribut tritt. Das scheint bei Er sah ihn kommen.recht plausibel, weil man sagen könnte: "Was kann er schon sehen? Ihn natürlich." Ein Wechsel des Beispiels zeigt aber, wie wenig überzeugend diese Überlegung ist: Er hörte ihn kommen. Was man da hören kann, ist sicher nicht die Person selbst, sondern die Geräusche, die sie durch ihr Kommen erzeugt. Natürlich könnte man daran denken, beide Fälle unterschiedlich zu analysieren, doch das hieße, die offenbare Analogie der Konstruktionen außer acht zu lassen.