Semantische Leistung der Ausdrucksmittel für Diktumsgraduierungen
Generell besteht die Bedeutung von Fokuspartikeln und fokusbezogenen Ausdruckssequenzen bei Diktumsgraduierung darin, einer mit dem Basisdiktum vorgestellten Sachlage im Hinblick auf Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen u.dgl. einen bestimmten Stellenwert zuzuweisen, der jeweils im einzelnen zu bestimmen ist. Die bei Diktumsgraduierungen stets gegebene Fokussierung eines Teilaspekts der Sachlage wirkt dabei als Hinweis darauf, was die vorgenommene Einstufung motiviert hat.
Hier die Liste der verfügbaren Ausdruckmittel:
- allein
- auch
- ausgerechnet
- bereits, schon
- besonders
- bloß, nur, lediglich
- erst
- gar
- gerade
- mindestens, wenigstens, zumindest
- noch
- selbst, sogar
- nicht einmal
- nicht zuletzt
- unter anderem
- vor allem
Mit wenigen Ausnahmen - bereits, sogar - können die hier aufgeführten Ausdrücke nicht ausschließlich zur Diktumsgraduierung eingesetzt werden. Werden sie in anderen Funktionen verwendet, wirken sich anders auf die Bedeutung einer kommunikativen Ausdruckseinheit aus als eben bei Diktumsgraduierungen. Hier wird ausschließlich betrachtet, welchen Bedeutungsbeitrag diese Ausdrücke leisten, wenn sie zur Diktumsgraduierung eingesetzt werden.
allein
Wird allein zur Diktumsgraduierung eingesetzt, dann wird damit zu verstehen gegeben, dass unter allen weiteren, grundsätzlich ebenso in Frage kommenden Ereignissen ausschließlich das vorgestellte Ereignis betrachtet werden soll. Damit wird dem Ereignis nicht Einzigartigkeit zugesprochen, sondern vielmehr ein exemplarischer Charakter, und, indem es als exemplarisch ausgegeben wird, wird zugleich festgehalten, dass ihm unter den fraglichen Ereignissen ein Standardwert zukommt.
Einige typische Beispiele:
Eine Interpretation von allein als Mittel der Diktumsgraduierung ist dann angebracht, wo andere Interpretationen nicht sinnvoll erscheinen, also weder eine Quantifikationsmodifikation noch eine Prädikatsspezifikation angemessen erscheinen. Ob dies in einem gegebenen Fall zutrifft oder nicht, lässt sich allerdings stets nur entscheiden, wenn auf einen hinreichend klaren Kontext zurückgegriffen werden kann.
(die tageszeitung, 17.09.1986, S. 7)
(die tageszeitung, 19.08.1989, S. 3)
auch
Auch wird als Mittel der Diktumsgraduierung eingesetzt, um darauf hinzuweisen, dass der in Frage stehende Sachverhalt neben all dem anderen, was man als einschlägig betrachten mag, nicht außer Acht gelassen werden sollte, da er ebenso dem Standard an Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen oder dergleichen entspricht.
Einige typische Beispiele für eine Verwendung zur Diktumsgraduierung:
(die tageszeitung, 09.01.1987, S. 4)
(ZEIT, 13.03.87, S. 79)
(Frankfurter Rundschau, 29.10.1997, S. 22)
(Jens Reich, 1994 in SDR 3: Leute)
Im folgenden Beispiel hingegen wird auch als Konnektor eingesetzt:
(die tageszeitung, 07.05.1990, S. 18)
(Franz Beckenbauer, Sommer 1994 in SDR3: Leute)
ausgerechnet
Eine Diktumsgraduierung unter Verwendung von ausgerechnet stuft das Ereignis oder den Zustand, der Gegenstand des Basisdiktums ist, als etwas ein, das man nicht auf der Rechnung hatte, sei es, weil es unwahrscheinlich war, dass es dahin kommt, oder weil man anderes vorgezogen hätte.
Einige Beispiele:
(Züricher Tagesanzeiger, 06.11.1996, S. 3)
(LBC, S. 18, Sprecher: Heinrich Böll)
(LBC, S. 18)
bereits, schon
Die Partikeln bereits und schon sind, wo sie zur Diktumsgraduierung gebraucht werden, weitestgehend gleichbedeutend. Man kann sie wechselseitig austauschen, ohne dass dies zu einem merklichen, und sei es nur stilistischen Unterschied führen würde. Man verwendet diese Partikel überwiegend zu Diktumsgraduierungen, mit denen festgehalten werden soll, dass ein Zustand oder ein Ereignis zu einem Zeitpunkt eingetreten ist, der mehr oder weniger deutlich vor dem Zeitpunkt liegt, zu dem man deren Eintreten erwartet hätte:
(St. Galler Tagblatt, 06.04.1998, Die Wildbalger gewinnen Nachtturnier)
(Salzburger Nachrichten, 07.12.1996, Kammertag der Wirtschaft und ein "Präsident als Eisbrecher")
(Frankfurter Allgemeine, 1995)
(Heinrich Böll, Ansichten eines Clowns, Köln-Berlin, 1963, S. 11. Gelesen vom Autor.)
(die tageszeitung, 20.08.2001, S. 18)
Ein direkter Bezug auf eine zeitliche Skala muss jedoch nicht immer gegeben sein, wie die folgenden Beispiele belegen:
(Herta Däubler-Gmelin in der Talkshow Die Woche. Menschen im Gespräch, 3. 11. 1988, RTL-Studio Köln)
(die tageszeitung, 15.01.1991, S. 22)
In solchen Fällen wird zwar nicht unmittelbar auf zeitliche Abläufe Bezug genommen, immer jedoch auf Prozesse, die unausweichlich in der Zeit ablaufen und deshalb zu dem mit der Sprechzeit oder einer zuvor eingeführten Orientierungszeit gegeben Zeitpunkt mehr oder weniger weit fortgeschritten sein können. Eine Diktumsgraduierung mittels bereits oder schon besagt in solchen Fällen, dass der Prozess zum gegebenen Zeitpunkt einen Zustand erreicht hat, dessen Erreichen für einen späteren Zeitpunkt zu erwarten war.
besonders
Besonders wird überwiegend als Adverb verwendet. Ein Gebrauch zur Diktumsgraduierung ist hauptsächlich in schriftlichen Dokumenten zu finden. Zum Ausdruck gebracht werden soll durch die Graduierung mittels besonders, dass der Sachverhalt, den das Basisdiktum zum Gegenstand hat, mehr Beachtung verdient als andere gleich oder ähnlich gelagerte Sachverhalte.
(die tageszeitung, 19.04.1990, S. 15)
(die tageszeitung, 29.06.1989, S. 2)
(Frankfurter Rundschau, 30.04.1997, S. 24)
bloß, nur, lediglich
Obwohl ihnen völlig verschiedenen Konzeptionen zugrunde liegen, haben diese Partikeln, zur Diktumsgraduierung gebraucht, weitestgehend dieselbe Wirkung, allenfalls gewisse, schwer fassbare, idiosynkratische stilistische Präferenzen lassen sich erkennen. So finden sich etwa in Heinrich Bölls Roman Ansichten eines Clowns jeweils nur einmal bloß und lediglich, während für nur 309 Belege zu finden sind, die zwar nicht alle als Mittel der Diktumsgraduierung zu betrachten sind, aber doch eine deutlich Präferenz des Autors zeigen.
Diktumsgraduierungen mit bloß, lediglich und nur dienen dazu, die im Basisdiktum vorgestellte Sachlage als etwas einzustufen, das merklich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ob zum Guten, zum Bösen oder zum Schlechten hängt dabei ganz davon ab, wie das, was eingestuft wird, generell eingeschätzt wird. So wird mancher es durchaus begrüßen, dass bloß, nur und lediglich das Folgende der Fall war und nicht etwa - aus seiner Sicht - Schlimmeres:
(die tageszeitung, 18.04.1987, S. 8)
(Fritz Kuhn am 30. 11. 2004, in Phoenix, Unter den Linden)
(Mannheimer Morgen, 21.01.1991, Für den Richter war es eine Hinrichtung)
In manchen Fällen lässt sich ohne mehr Hintergrundinformation wenig darüber sagen, ob das Zurückbleiben hinter den Erwartungen eher positiv oder eher negativ gesehen werden sollte:
(Salzburger Nachrichten, 12.12.1992, Wenn der Arbeitsmarkt blockiert ist)
(Frankfurter Allgemeine, 1995)
(die tageszeitung, 20.04.1990, S. 3)
Gut möglich, dass dergleichen von verschiedenen Personen recht verschieden gesehen wird.
erst
Ereignisse oder Zustände, von denen gesagt wird, sie seien erst eingetreten oder würden erst eintreten, wurden zur Sprechzeit - zumindest seitens des Sprechers oder Schreibers - meist für einen früheren Zeitpunkt erwartet:
(Frankfurter Rundschau, 012.05.1999, S. 39)
Dasselbe gilt auch dann, wenn von Ereignissen oder Zuständen die Rede ist, die zur Sprechzeit noch nicht eingetreten sind:
Nicht immer richtet sich die Erwartung auf einen früheren Zeitpunkt. Ähnlich wie bei schon und noch, die ebenfalls überwiegend zeitbezogen gebraucht werden, kann statt eines Zeitpunkts auch der Fortschritt einer Prozedur oder allgemein ein Messpunkt auf einer Skala sich ändernder Werte im Fokus der Graduierung stehen:
(die tageszeitung, 22.06.1988, S. 17)
(Neue Kronen-Zeitung, 08.06.1999, Karl Pointer von der Österreich-Rundfahrt)
gar
Als Mittel der Diktumsgraduierung findet sich gar fast ausschließlich in schriftlichen Kommunikationsbeiträgen. In mündlicher Rede findet sich anstelle von gar in aller Regel das in dieser Funktion weitgehend gleichbedeutende sogar.
Eine Diktumsgraduierung mittels gar stufte die mit dem Basisdiktum vorgestellten Sachlage als etwas ein, das die eigene oder auch allgemeine Erwartung in dieser Sache eindeutig übertrifft oder - sofern es sich um Hypothetisches handelt - übertreffen würde. Einige typische Beispiele:
(die tageszeitung, 17.10.1986, S. 2)
(Frankfurter Rundschau, 016.02.1999, S. 17)
(die tageszeitung, 08.09.1986, S. 4)
gerade
Wird auf die mit dem Basisdiktum vorgestellte Sachlage eine Diktumsgraduierung mittels gerade angewandt, dann bedeutet dies soviel wie: Der Umstand, dass unter allem, was grundsätzlich in Frage käme, dies eine der Fall ist, sein kann, sein könnte oder sein sollte, erscheint besonders bemerkenswert oder auch besonders auffällig, da man alles andere eher erwartet hätte. Einige Beispiele:
(Frankfurter Rundschau, 022.01.1999, S. 34)
(E. T. A. Hoffmann, Prinzessin Brambilla, Digitale Bibliothek, S. 47994)
(Johann Wolfgang von Goethe: Egmont, Digitale Bibliothek, S. 21892)
(Die Zeit, 14. 10. 2004, S. 1)
mindestens, wenigstens, zumindest
Mindestens, wenigstens und zumindest tragen als Mittel der Diktumsgraduierung - wie auch sonst in jeder ihrer Verwendungen - weitestgehend dasselbe zur Bedeutung kommunikativer Ausdruckseinheiten bei und können deshalb problemlos gegeneinander ausgetauscht werden. Werden sie zur Diktumsgraduierung gebraucht, wird damit zu verstehen gegeben, dass die zur Sprache gebrachte Sachlage weit hinter den Erwartungen zurückbleibt aber immerhin dem Nötigsten Rechnung trägt.
(die tageszeitung, 20.04.1990, S. 14)
(die tageszeitung, 08.11.1986, S. 2)
noch
Wie schon, bereits und erst wird noch als Mittel der Diktumsgraduierung meist dazu genutzt, den Zeitpunkt des Eintretens von Zuständen oder Ereignissen relativ zu einer erwarteten Ereigniszeit einzustufen. Anders als bei diesen Partikeln richtet sich die Erwartung jedoch nicht auf das Eintreten der mit dem Basisdiktum vorgestellten Sachlage, sondern auf deren Beendigung. Die Diktumsgraduierung mittels noch bringt also zum Ausdruck, dass eine Sachlage entgegen dem, was man hätte erwarten können oder müssen, weiterhin fortbesteht:
(die tageszeitung, 13.10.1992, S. 5)
(Die Presse, 18.05.1996, Priebke und die Mythen der Resistenza)
(Oberösterreichische Nachrichten, 05.06.1996, Mai löschte Rekord)
(die tageszeitung, 19.02.1987, S. 7)
Das letzte Beispiel ist insofern besonders bemerkenswert, weil die Partikel hier in einer Position auftritt, die - schon und bereits ausgenommen - Fokuspartikeln nicht zugänglich ist. Erklären lässt sich dieses ungewöhnliche Stellungsverhalten damit, dass sich hier das Basisdiktum nicht nur im Skopus der Graduierung befindet, sondern zugleich auch in deren Fokus, denn der Bezug auf die zeitliche Situierung der vorgestellten Sachlage bringt es mit sich, dass diese insgesamt als fokussiert zu gelten hat. Dafür spricht auch, dass dieses ungewöhnliche Stellungsverhalten nur bei Dikta zu beobachten ist, bei denen die Diktumsgraduierung mittels noch sich unmittelbar auf die zeitliche Situierung bezieht. Bezieht sich die Diktumsgraduierung, wie bei den folgenden Beispielen, auf eine andere als eine temporale Skala, führt die alleinige Erstposition von noch zwar nicht unbedingt zu einem grammatisch inkorrekten Ergebnis, doch immer zu einer Diktumsgraduierung mit Bezug auf ganz anders geartete Erwartungen:
(die tageszeitung, 24.06.1987, S. 5)
?Noch lag vor zwei Jahren dieser Anteil bei 61 Pfennig.
(Züricher Tagesanzeiger, 08.10.1999, S. 50)
Noch leide bei 0,1 Promille, so die Studie, die Geländeeinschätzung, die Durchführung des Sinkflugs und die Fähigkeit, in der Dämmerung zu fliegen.
(Mannheimer Morgen, 27.02.1996, Lokales; Steine flogen gegen Autos)
Noch will ein 34jähriger bei Gelb um die Mittagszeit mit seinem Pkw von der Dalbergstraße nach links in den Luisenring eingebogen sein.
(Frankfurter Rundschau, 04.01.1997, S. 6)
Noch gibt es bei hohem Tempo keine falschen Betonungen, werden Vers-Enden beachtet.
selbst, sogar
Wo immer selbst zur Diktumsgraduierung eingesetzt wird, bewirkt es dasselbe wie sogar:
(Neue Kronen-Zeitung, 08.05.1999, E-Wirtschaft: Der Streit der Zwerge)
Sogar bei einer Bündelung heimischer Interessen wird es künftig internationale Vernetzungen geben müssen.
(die tageszeitung, 10.01.1987, S. 3)
Du würdest nicht in eines der Camps gelangen, sogar wenn dein Schutzengel dich sicher durch alle Flughafenkontrollen schleust.
(tageszeitung, 03.04.1993, S. 12)
Peking versucht daher, Hongkong als Ort der politischen "Ansteckung" auszuschalten, sogar auf die Gefahr hin, daß dabei wirtschaftlicher Schaden für alle Beteiligten entsteht.
Die Umkehrung gilt jedoch nicht, denn bei vielen Verwendungen von sogar würde ein Ersatz dieser Partikel durch selbst nicht eindeutig zu einer anders formulierten Diktumsgraduierung führen, sondern zu etwas, das vorzugsweise als Spezifikation des Prädikats aufgefasst würde:
(Die Presse, 07.05.1996, Kündigungsschutz als Zankapfel)
Die Wirtschaft hatte selbst gefordert, den Kündigungsschutz erst für Betriebe mit zwanzig Leuten anzuwenden.
(Berliner Zeitung, 09.09.1999, S. 3)
Er hatte selbst Angst, man könne ihm vorwerfen, einen Volkshochschulkurs verfasst zu haben, zu schulmeisterlich, zu belehrend.
Diktumsgraduierungen mittels selbst oder sogar wirken als Hinweis darauf, dass die mit dem Basisdiktum vorgestellte Sachlage unter allem, was sonst der Fall war oder hätte sein können, eine herausragende Stellung einnimmt, weil man es am wenigsten erwartet hätte. Besonders deutlich wird das bei solchen Dikta:
(Salzburger Nachrichten, 15.02.1992; Petrenko versetzte Nordamerikaner)
(die tageszeitung, 09.08.1990, S. 10)
(Frankfurter Rundschau, 12.01.1999, S. 10)
nicht einmal
Im Vordergrund steht bei nicht einmal die damit verbundene Negation, denn sie verkehrt die Geltungsbedingungen des Basisdiktums in deren Gegenteil. Doch - und das berechtigt dazu, nicht einmal als fokusbezogene Ausdruckssequenz zu betrachten - das Basisdiktum wird dabei nicht nur negiert, sondern gewissermaßen in einem Zug gleich auch noch eingestuft als etwas, das hinter den Minimalerwartungen zurückbleibt, die erfüllt gewesen wären, wenn die Sachlage gegeben wäre, die das nicht negierte Diktum vorstellt. Das heißt: Ohne die Negation wäre es bei einer Sachlage geblieben, die mit zumindest oder wenigstens zutreffend einzustufen wäre. Entsprechend wird auf Zustände, die als Fall von nicht einmal zu gelten haben, nicht selten so reagiert:
Hier einige typische Fälle von "nicht einmal":
(LBC, S. 174, Sprecher: Heinrich Böll)
(Frankfurter Rundschau, 023.10.1999, S. 24)
(Frankfurter Rundschau, 012.04.1997, S. 2)
(Züricher Tagesanzeiger, 12.02.1996, S. 5)
nicht zuletzt
Mit nicht zuletzt wird eingestuft, was, wie Sprecher oder Schreiber offenbar vermuten, ohne diese ausdrückliche Graduierung möglicherweise nicht hinreichend gewürdigt würde, weil es in einer Menge auffälligerer Informationen unterzugehen droht. Bemerkenswert ist, dass die mit nicht zuletzt ausgedrückte Negation, wo diese Sequenz zur Diktumsgraduierung gebraucht wird, anders als bei nicht einmal ohne Wirkung auf das Basisdiktum bleibt. In der Sache wird damit nichts negiert oder zurückgenommen. Die Negation gilt vielmehr ganz der Korrektur einer vermuteten Einstufung des Gesagten unter seinem wirklichen Wert. Einige Beispiele:
(die tageszeitung, 29.08.1994, S. 9)
(St. Galler Tagblatt, 08.02.2000, SSV-Punktevergabe auf der Ebenalp)
(St. Galler Tagblatt, 17.01.2001, St. Gallen laufen die Chefärzte davon)
unter anderem
Was mit unter anderem graduiert wird, kann als etwas betrachtet werden, das zwar weder über das Erwartete hinausgeht, noch hinter diesem zurückbleibt, aber gut geeignet scheint, Sachlagen bestimmter Art zu repräsentieren. Wenn etwa gesagt wird:
(die tageszeitung, 04.09.1986, S. 2)
oder:
(Frankfurter Rundschau, 023.07.1998, S. 1)
dann ist das zum einem durchaus wörtlich so zu verstehen, dass der Aufruf von weiteren Personen unterschrieben wurde bzw. dass es weitere Förderer gab, zum andern aber auch als Einstufung des jeweils Aufgeführten als etwas, was besondere Erwähnung wert scheint. Diktumsgraduierungen mittels unter anderem sind mithin keineswegs so egalitär, wie man in Anbetracht einer wörtlichen Interpretation dieser fokusbezogenen Ausdruckssequenz vermuten könnte. Niemand würde eine solche Einstufung vornehmen, wenn, was da als unter anderem aufgeführt wird, völlig x-beliebig wäre.
Nicht immer handelt es sich jedoch um etwas, das im gegebenen Rahmen als prominent gilt. Ebenso verbreitet sind Diktumsgraduierungen mittels unter anderem, wenn etwas als ein Beispiel dienen soll, das unter all dem anderen, was ebenso und vielleicht sogar mit mehr Recht zu nennen wäre, die besten Chancen hat, möglicherweise nicht fachkundigen Adressaten einen Eindruck davon zu vermitteln, von welcher Art Sachverhalten die Rede ist. Dies könnte etwa gegeben sein:
(die tageszeitung, 18.09.1986, S. 2)
(Frankfurter Rundschau, 024.07.1998, S. 31)
Wenn man in Rechnung stellt, dass Prominenz nicht mehr ist als wie auch immer zustande gekommene Bekanntheit, kann man auch in solchen Fällen von einer Einstufung als prominent sprechen.
vor allem
Diktumsgraduierungen mittels vor allem sind ganz wörtlich zu verstehen. Sie dienen dazu, der aufgeführten Sachlage verglichen mit Sachlagen, die sich von ihr nur hinsichtlich des fokussierten Teilaspekts unterscheiden, ausdrücklich den Vorrang einzuräumen, um so zu erreichen, dass sie nicht einfach als eine unter anderen durchgeht.
Einige Beispiele, bei denen dies aus dem Kontext deutlich wird:
(die tageszeitung, 17.09.1986, S. 1/6)
(Berliner Zeitung, 23.10.1997, S. 8)
(die tageszeitung, 31.10.1997, S. 8)
(Frankfurter Rundschau, 029.06.1999, S. 7)