Possessiv-Artikel

Possessiv-Artikel im Überblick

Der Possessiv-Artikel drückt eine Zugehörigkeitsrelation zum Sprecher (mein) bzw. zu Sprechergruppen (unser), zum Adressaten (dein/Ihr) bzw. zu Adressatengruppen (euer/Ihr) oder zu einem im voraufgehenden Kontext verbalisierten anderen Gegenstand (sein/ihr) aus.

andere Bezeichnungen

Possessives Determinativ, adjektivisches Possessiv-Pronomen, besitzanzeigendes Fürwort

Bestand und Beispiele

mein-, dein-/Ihr-, sein-/ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-

Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.
Der Bauer verkaufte seine Kühe, weil er für ihre Milch nicht mehr genug Geld bekam.
Fahren Sie bitte Ihren Wagen aus unserer Ausfahrt weg.

Possessiv-Artikel im Ungarischen

Im Ungarischen gibt es keinen Possessiv-Artikel. Die Possessiv-Pronomina können ausschließlich in Stellvertreterfunktion auftreten, so können sie die Funktion des deutschen Possessiv-Artikels nicht übernehmen.

Eine dem Possessiv-Artikel entsprechende Funktion üben im Ungarischen Nomina mit personenspezifischem possessivem Personalsuffix und vorangehendem definiten Artikel aus. Diese Form kann als unmarkierte Variante betrachtet werden. Beim markierten Fall erscheinen zusätzlich die betonten Nominativformen der Personalpronomina zwischen dem definiten Artikel und dem Nomen. Dabei trägt das Nomen die personenspezifischen possessiven Personalsuffixe, das Pronomen hebt also die besitzende Person vor dem Nomen verstärkt hervor, während der definite Artikel sowohl bei der unmarkierten als auch bei der markierten Verwendung Bekanntheit signalisiert (vgl. Forgács (2007: 203)).

SINGULARPLURAL
1. PERSONa könyvem / az én könyvem
(mein Buch)
a könyvünk / a mi könyvünk
(unser Buch)
2. PERSONa könyved / a te könyved
(dein Buch)
a könyvetek / a ti könyvetek
(euer Buch)
3. PERSONa könyve / az ő könyve
(sein/ihr Buch)
a könyvük / az ő könyvük
(ihr Buch)

Anhand der Beispiele lässt sich gut beobachten, dass die Formen der 3. P. Sg. und Pl. nur durch das possessive Personalsuffix des Nomens zu unterscheiden sind. Dagegen erhalten die Singular- und Pluralformen der Distanzformen dieselben possessiven Personalsuffixe, aber die beiden unterschiedlichen Pronomina.

az Ön könyve (Ihr Buch)

az Önök könyve (Ihr Buch)

morphologische Eigenschaften

Das Formenparadigma der Possessiv-Artikel ist verhältnismäßig kompliziert, da es zweifach charaktierisert ist: die Flexionsendungen sind nach Kasus, Numerus und im Singular auch nach dem (Endungs-) Genus, dem determinierten Nomen (Possessum) entsprechend, differenziert. Die lexikalischen Formen sind nach Numerus und (Stamm-) Genus, dem Bezugsausdruck (Possessor) entsprechend, differenziert.

Differenzierung nach dem determinierten Nomen (Endungsgenus)

MASKULINNEUTRUMFEMININPLURAL
NOMINATIVmein Mann mein Kind meine Frau meine Leute
AKKUSATIV meinen Mann mein Kind meine Frau meine Leute
DATIVmeinem Mann meinem Kind meiner Frau meinen Leuten
GENITIVmeines Mannes meines Kindes meiner Frau meiner Leute

Differenzierung nach dem Bezugsausdruck (Stammgenus)

ich suchemeine BrilleSprecher-Pronomen Singular
du suchstdeine BrilleHörer-Pronomen Singular
Sie suchenIhre BrilleHörer-Pronomen Singular, Distanzform
er / der Mann suchtseine Brilleanaphorisches Personalpronomen: maskulin / Nomen maskulin Singular
sie / die Frau suchtihre Brilleanaphorisches Personalpronomen: feminin / Nomen feminin Singular
es / das Kind suchtseine Brilleanaphorisches Personalpronomen: neutrum / Nomen im Neutrum Singular
wir suchenunsere BrillenSprecher-Pronomen Plural
ihr suchteure BrillenHörer-Pronomen Plural, Distanzform
Sie suchenIhre BrillenHörer-Pronomen Plural
sie / die Leute suchenihre Brillenanaphorisches Personalpronomen / Nomen Plural

Im Gegensatz zum Deutschen bleiben sowohl der definite Artikel als auch das Personalpronomen vor dem Nomen unverändert. Im Gegensatz zum Deutschen werden im Ungarischen sowohl die grammatischen Kategorien des Possessums (Numerus, Kasus) als auch die des Possessors (Numerus, Person) am Nomen markiert. Das entsprechende Personalpronomen gibt Person und Numerus des Possessors zusätzlich an. Die Reihenfolge der Suffixe am Nomen sieht wie folgt aus:

STAMM + Pluralmarker des Possessums + possessives Personalsuffix (Possessor) + Kasus des Possessums

az én könyveimet(Akk.) - meine/e(Kasus und Numerus) Bücher

Das e vor dem Akkusativsuffix -t ist ein Bindevokal, der nach den Regeln der Vokalharmonie an den hellen Wortstamm angepasst wird.

syntaktische Eigenschaften

Possessiv-Artikel bilden zusammen mit einem Nomen eine Nominalphrase. Sie regieren wie der indefinite Artikel bei einem nachfolgenden Adjektiv oder nominalisierten Adjektiv schwache Flexion, wenn der Artikel selbst eine markierte Flexionsform hat (meiner, seinem, ihren, unseres) und sie regieren starke Flexion, wenn sie selbst flexivisch unmarkiert sind (mein, dein, Ihr, ihr, unser, euer, Ihr, ihr).

MASKULINNEUTRUMFEMININPLURAL
NOMINATIVmein netter Mann mein nettes Kind meine nette Frau meine netten Leute
AKKUSATIV meinen netten Mann mein nettes Kind meine nette Frau meine netten Leute
DATIV meinem netten Mann meinem netten Kind meiner netten Frau meinen netten Leuten
GENITIV meines netten Mannes meines netten Kindes meiner netten Frau meiner netten Leute

Der definite Artikel und das Personalpronomen bilden mit dem Nomen wie im Deutschen eine Nominalphrase. Als Unterschied zwischen dem Deutschen und Ungarischen gilt jedoch, dass es Kongruenz lediglich in Person und Numerus zwischen dem Nomen und dem Personalpronomen gibt.

az én könyve-m

semantische und funktionale Eigenschaften

Der Possessiv-Artikel markiert eine Zugehörigkeitsrelation zwischen einer Person, einem Gegenstand oder einem Sachverhalt und dem Sprecher oder Hörer (bzw. Sprecher- oder Hörergruppen) oder zu einem im vorausgehenden Kontext genannten Gegenstand.

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