Adverb oder adverbial gebrauchtes Adjektiv?

Nicht nur Adverbien können im Satz die Funktion eines Adverbiales erfüllen, sondern auch Adjektive. Beispiel:

Klaus lernt schnell. (Adjektiv) vs. Klaus lernt gern. (Adverb)

Obwohl das Adjektiv schnell und das Adverb gern im Satz die gleiche Funktion erfüllen, gehören sie unterschiedlichen Wortarten an. Das Adjektiv kann in attributive Funktion gestellt werden und wird in dieser Funktion flektiert:

Das schnelle Lernen von Klaus nicht aber: *Das gerne Lernen von Klaus.

Das Beispiel zeigt, dass auch Adjektive adverbial gebraucht werden können, die Wortart/Wortklasse jedoch dadurch nicht wechseln. Ein adverbial gebrauchtes Adjektiv ist weiterhin ein Adjektiv, gehrt weiterhin der Wortart Adjektiv an, übernimmt aber die gleiche Funktion wie Adverbien in der selben Position des Satzes. Diese Funktion des Adverbiales wird zwar prototypisch durch Vertreter der Wortart Adverb erfüllt, kann aber auch durch ein Adjektiv oder eine Präpositionalphrase realisiert werden.

Adverbadverbial gebrauchtes Adjektivadverbial gebrauchte Präpositionalphrase
Hänschen lernt gern.Hänschen lernt gut.Hänschen lernt mit Fleiß.
Er stürzt sich kopfber in die Arbeit.Er stürzt sich hastig in die Arbeit.Er stürzt sich mit Unverdruss in die Arbeit.

Auch hier gilt, Adverbien sind nicht flektierbar. Adverbial gebrauchte Adjektive werden in diesem Fall ebenso nicht flektiert. Wenn sie allerdings prototypisch als Attribut gebraucht werden, müssen sie flektiert werden.

adverbial gebrauchtes Adjektiv (unflektiert)attributiv gebrauchtes Adjektiv (flektiert)
Hänschen lernt gut.Er macht dabei gute Fortschritte.
Hänschen stürzt sich hastig in die Arbeit.Wegen seines hastigen Arbeitens macht er viele Fehler.

Im Ungarischen bekommen die Adjektive in adverbialer Funktion ein adverbiales Suffix. Das hufigste Suffix ist dabei das Suffix -an / -en, ferner können auch die Suffixe -lag / -leg und -szor / -szer / -szr in dieser Funktion benutzt werden:

Szelden alszik.
Er/Sie schläft sanft.

Sikeresen dolgozik.
Er/Sie arbeitet erfolgreich.

Jindulatlag figyelmeztet.
Er/Sie warnt wohlwollend.

Szzszor megmondtam.
Ich habe das hundertmal gesagt.

Für die ungarische Grammatik ist es eine offene Frage, ob durch diese Suffixe ein Wortartwechsel erfolgt oder nur eine Wortform der Adjektive gebildet wird (ähnlich wie im Falle der sog. semantischen Kasus bei den Nomen, vgl. Flexion der Nomina). Das Suffix -an/-en scheint ein Endsuffix zu sein, das keinen Wortartwechsel verursacht, sondern nur die syntaktische Funktion des Adjektivs markiert. Dieses Suffix steht immer am Ende der Wortform, hinter ihm können keine weiteren Suffixe stehen, vgl.:

leg-gyors-abb-an (am schnellsten)

Die beiden anderen Suffixe sind aber keine Endsuffixe, die mit ihnen versehenen Wörter können weiter gebildet werden. Sie sind also einem Wortbildungssuffix ähnlich:

ut-lag-os (nachträglich), hzi-lag-os (hausgemacht), jelen-leg-i (jetzig, gegenwrtig), td-szr-re (auf das fünfte Mal).

Wohl liegt im Ungarischen eine Übergangserscheinung zwischen der Wortbildung und der Wortformenbildung vor. Das heißt, im Ungarischen kann man nicht eindeutig bestimmen, ob die Wörter in den obigen Beispielen Adjektive in adverbialer Funktion sind oder schon Adverbien.

Übung: Adverb oder adverbial gebrauchtes Adjektiv?

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