Negation
Von allen Formen der Diktumserweiterung hat die Negation zweifellos die durchschlagendste Wirkung, den sie dient dazu, was ihr Basisdiktum besagt, als unzutreffend zu deklarieren. Negiert werden können Dikta aller Modi dicendi, aber um die Leistung der Negation zu erfassen, genügt es, sich im Wesentlichen an kommunikative Ausdruckseinheiten im Aussagemodus zu halten, denn die Negation ist vor allem einmal eine logische Operation. Sie bewirkt, dass bestimmte Geltungsansprüche, die mit dem jeweiligen Basisdiktum einzubringen wären, in ihr Gegenteil verkehrt werden. Das klingt, so formuliert, sehr kompliziert, gehört jedoch durchweg zum sprachlichen Alltag, denn man braucht diese Operation, um Ansprüche aller Art zurückzuweisen:
(Mannheimer Morgen, 27.07.2001, Benzinpreise wieder aufwärts?)
oder gar nicht erst aufkommen zu lassen:
(Herbert Wehner, 30. 6.1960 im Deutschen Bundestag)
(die tageszeitung, 23.07.1990, S. 13)
Mit dem Hinweis auf ihren logischen Charakter ist die Negation erst allgemein charakterisiert. Keine Form der Modifikation von Dikta ist in formaler wie in semantischer Hinsicht so disparat wie die Negation. Dass man sie überhaupt als einheitliche Erscheinung in der Struktur von Sätzen erkannt hat, zeigt, welches Gewicht semantischen Erwägungen bei der grammatischen Analyse immer schon zukam.