Pronominaladverbien in Konnektorfunktion

Nicht nacherstfähige Adverbkonnektoren sind ihrer Binnenstruktur nach zum überwiegenden Teil Pronominaladverbien. Diese bestehen a) aus einer referierenden, deiktischen, und b) einer relationalen Komponente. Die deiktische Komponente ist meist ein d-Element wie da- und des-, seltener ein h- Element wie hin- und hier- bzw. her-) oder ein so-Element. Die relationale Komponente kann durch eine Präposition oder durch halb- repräsentiert sein. Es gibt sowohl die Abfolge relationales Element vor deiktischem Element als auch die umgekehrte.


relationales Elementdeiktisches Element
anhanddessen
infolgedessen
ohnedies
überdies
seitdem
nachher
mit Bezugdarauf


deiktisches Elementrelationales Element
darum
somit
deshalb
dessenungeachtet
hiermit
hernach
diesbezüglich


Pronominaladverbien können unterschiedliche syntaktische Funktionen einnehmen. Sie fungieren als Konnektoren, wenn

  • ihre deiktische Komponente auf einen Sachverhalt referiert, der durch eine Satzstruktur bezeichnet wird und
  • der Ausdruck, mit dem die relationale Komponente diese Satzstruktur im Trägersatz des Pronominaladverbs verknüpft wird, wiederum eine Satzstruktur ist.

So kann zwar darauf im folgenden ersten Beispiel als Konnektor, und zwar als Supplement in seinem Trägersatz analysiert werden, nicht dagegen im zweiten Beispiel, wo es als Komplement des Verbs helfen seines Trägersatzes fungiert, und auch nicht im dritten Beispiel, wo dar- auf einen Gegenstand, nämlich den Tisch, referiert.

Der Lehrer kündigte ein Diktat an. Darauf ging sofort ein großes Gejammer los.
Du hilfst mir doch beim Renovieren? Darauf zähle ich.
Siehst du den Tisch dort? Darauf tanzen nachts immer die Mäuse.

Der Trägersatz des Pronominaladverbs fungiert dann als internes Konnekt und die mit dem deiktischen Teil des Pronominaladverbs korreferente Satzstruktur vermittels ebendieser Referenzidentität als externes Konnekt. Dabei kann der dem Pronominaladverb vorausgehende Ausdruck, mit dem die deiktische Komponente korreferent ist, auch ein längerer Textabschnitt sein.

Als Konnektoren sind Pronominaladverbien meist kataphorisch, das heißt, ihr internes Konnekt, der Trägersatz, ist das zweite Konnekt. Kausale Konnektoren erlauben auch kataphorische Verwendung; diese ist aber seltener als die anaphorische.

Der Bürger kann [...] viel zu wenig eigenständige, kritische und schöpferische Mitarbeit entfalten. Dadurch wird die Lösung ausstehender sozialer, ökologischer und ökonomischer Probleme in unserem Lande behindert.
(Frankfurter Allgemeine 9.5.1989, 6)

Bei einem Handgemenge gelang es Matthias P., dem Räuber die Waffe zu entreißen. Der Unbekannte biß dem Taxifahrer daraufhin einen Teil des linken Ohres ab und floh.
(Berliner Zeitung 30.1.1998, 18)

Das meiste, was wir in den ersten Jahren tun mußten, mußten wir doch deswegen tun, weil Sie nichts getan haben.
(Bundestagsprotokolle 5.9.1989, 11748)

Ausschließlich als Konnektoren fungieren diejenigen Pronominaladverbien aus der Liste, deren relationale Komponente keine Präposition ist, bzw. eine Präposition, die nicht mehr ihre ursprüngliche Bedeutung hat. Es sind die folgenden Einheiten:

damals
daraufhin
demnach
demzufolge
derweil(en)
desgleichen
deshalb
um dessentwillen

Die übrigen Pronominaladverbien können außer als Konnektoren auch als Komplemente fungieren wie darum, darauf, davor, dazu, oder auf Gegenstände verweisen.

Pronominaladverbien in Konnektorfunktion gehören nur einigen wenigen semantischen Klassen an.


konsekutivDas Trägerkonnekt bezeichnet eine
Folge des von der deiktischen
Komponente bezeichneten Sachverhalts.
darum
deshalb
deswegen
demzufolge
aufgrund dessen
infolgedessen
adversativ und konzessivdabei
dagegen
dafür
demgegenüber
trotzdem
additivaußerdem
zudem
überdies
ohnedies
darüber hinaus
instrumentalDer von der deiktischen Komponente
bezeichnete Sachverhalt ist ein Mittel
für den vom Trägersatz bezeichneten.
dadurch
damit
temporaldanach
davor
seitdem
währenddessen
substitutivstattdessen
anstatt dessen
anstelle dessen
speziellere Relationen,
für die es jeweils
nur einen Ausdruck gibt
Die Pronominaladverbien werden aus
jüngeren Präpositionen gebildet.
angesichts dessen
anhand dessen
unbeschadet dessen
ungeachtet dessen
vorbehaltlich dessen


Pronominaladverbien als Korrelate

Pronominaladverbien können auch als Korrelate von Satzstrukturen fungieren: Die deiktische Komponente ist in diesem Fall korreferent mit einem Ausdruck, der nicht als selbständige kommunikative Minimaleinheit zu interpretieren ist.

Ich ziehe deshalb schon den Wintermantel an, weil er mir viel besser gefällt als der Sommermantel.
Weil mir kalt ist, deshalb ziehe ich den Wintermantel schon an.

Im ersten Beispiel ist die deiktische Komponente des Pronominaladverbs korreferent mit einem Attribut, das Pronominaladverb ist also anaphorisches Korrelat in einer attributiven Korrelatkonstruktion. im zweiten Beispiel ist die deiktische Komponente korreferent mit einer linksversetzten Satzstruktur, das Pronominaladverb ist also kataphorisches Korrelat in einer Linksversetzungskonstruktion. Anders als in sonstigen Konnektorfunktionen und beim Verweis auf Gegenstände sind also bei der Verwendung als Korrelat beide Verweisrichtungen üblich.

Korrelate treten vor allem zu kausalen und finalen Supplementen (Subjunktorphrasen mit damit und weil) auf:

Das hat er deshalb getan, weil er sich davon Beifall versprochen hat.
Das hat er deswegen getan, damit sich alle besser zurechtfinden.

Mit Hilfe von attributiven Korrelatkonstruktionen aus einem als Konnektor fungierenden Pronominaladverb und einem dass-Satz als Korrelatspezifikator können komplexe Subjunktoren gebildet werden, die wiederum als Konnektoren fungieren. Diese Konnektoren sind teilweise phraseologisch und frei bildbar.

Dadurch, dass der ICE Verspätung hatte, haben wir den Anschluss nach Basel verpasst.
Dafür, dass sie so berühmt ist, ist sie doch eigentlich ziemlich unkompliziert.


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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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