Präfix
Beispiele:be, mini, ur, ver
Morphologische Eigenschaften
Struktur
Präfixe bilden überwiegend Silben (Ausnahmen sind etwa hyper, mega, mini) "und sind entweder betont oder unbetont. Aus der Betontheit ergibt sich eine Reihe von prosodischen Beschränkungen. Viel mehr ist zur Phonologie der Präfixe nicht zu sagen" (Eisenberg 1998, 259).
Kombinationsmöglichkeiten
Präfixe bilden zusammen mit Nomina, Adjektiven und Verben Derivate.
- Nomenderivat, z. B. Megaparty, Misston, Untat
- Adjektivderivat , z. B. hypernervös, missverständlich, unklug
- Verbderivat, z. B. begehen, entzaubern, erhoffen, verspielen
Im Gegensatz zu Suffixen können einige Präfixe vervielfacht werden.
Antiantisemitismus
Malerinnen und Maler auf postpostmodernem Abenteuerkurs
(Die Zeit 9.6.1995, o. S.)
Besonders bei hervorhebenden Präfixen sind außerdem weiter hervorhebende Häufungen möglich, z. B. extramegaultraschlau. Zumindest auffällig wäre dagegen als Hervorhebung zu lesendes ?Missmisserfolg, ?ununschön. Ungrammatisch und sinnlos wären *bebezahlen, *ververgolden oder *bevergolden.
Syntaktische Eigenschaften
Bei der Präfigierung von Nomina und Adjektiven spielen die Präfixe syntaktisch - im Gegensatz zu den Suffixen - keine Rolle: Während Suffixe als zweite Einheiten grundsätzlich alle grammatischen Merkmale eines Derivats bestimmen (z.B. legt das Suffix heit fest, dass das mit ihm abgeleitete Derivat ein feminines Nomen ist), können Präfixe in Nomen- und Adjektivderivaten das nicht. Vgl. Die Righthand Head Rule in der Wortbildung.
Dagegen legen Präfixe bei denominalen und deadjektivischen Verbderivaten (z.B. vergolden, verarmen) alle grammatischen Merkmale fest, vgl. ver. Hier besteht eine Ausnahme zur Righthand Head Rule, dem Prinzip der Rechtsköpfigkeit. Vgl. Einige Schwierigkeiten bei der Analyse expliziter Verbderivate. Die zentralen einheimischen Präfixe, die aus Nomina oder Adjektiven Verben ableiten, nämlich be, ent, er, ver, gelegentlich auch zer werden ausschließlich zur Verbderivation verwendet. Davon abzugrenzen sind Präfixe, die mit allen drei Hauptwortarten kompatibel sind, z. B. miss; Präfixe wie miss- leiten keine denominalen oder deadjektivischen Verben ab, sondern nur Verben aus Verben, z. B. missdeuten, missverstehen. Vgl. miss.
Semantische Eigenschaften
Semantisch gesehen kann ein Präfix ein Determinans (z.B. in Minigarten, beladen) oder ein Determinatum sein (z.B. in vergolden, vereinsamen). Vgl. Transponierendes, determinierendes und determiniertes Wortbildungsaffix.