Zirkumfix
Morphologische Eigenschaften
Struktur
In der Forschungsliteratur ist umstritten, ob Einheiten wie ge...e in Gerede als Kombination aus Präfix und Suffix (wie u.a. bei von Polenz 1980, 170 und Fleischer/ Barz 1995, 46) oder wie hier als gesonderte Affixart analysiert werden sollen.
- Nach der Kombinationshypothese werden Wortbildungsprodukte wie
Gerede als dreiteilige Strukturen aus dem Präfix ge, der Basis
red und dem Suffix e verstanden.
- Nach der Zirkumfixhypothese werden sie als ein Affix angesehen.
Modell 1 | Präfix | Basis | Suffix |
Ge | red | e |
Modell 2 | Zirkumfixhälfte | Basis | Zirkumfixhälfte |
Ge | red | e |
Die zweite Hypothese wird hier bevorzugt, weil sie die elementare Grundregel der Binarität expliziter Derivate nicht verletzt. Außerdem ermöglicht sie eine Unterscheidung zu Wortbildungsprodukten, bei denen Präfix und Suffix zeitlich versetzt aufeinanderfolgend ableiten. So leitet das Präfix be das bereits mit ig suffigierte Verb festigen zum Derivat befestigen ab. Die Ableitung findet in zwei Schritten statt; als Basis können jeweils festigen und fest segmentiert werden: Erster Schritt ist fest + -ig = festigen, zweiter Schritt ist festigen + be = befestigen. Zirkumfixderivation findet dagegen offenbar nicht in zwei Schritten statt: Ein Verb wie beschönigen ist ja keine be-Präfigierung zu *schönigen, denn es gibt kein gebräuchliches Verb *schönigen; beschönigen ist also ein Derivat mit der Basis schön und einem in einem Schritt ableitenden Zirkumfix be...ig: schön + be...ig = beschönigen. Vgl. zur Ablehnung der Hypothese virtueller Verben Einige Schwierigkeiten der Analyse expliziter Verbderivate.
Kombinationsmöglichkeiten
Zirkumfixe leiten Nomina (z.B. Gerede), Adjektive (z.B. gefügig) und Verben ab (z.B. besänftigen).
Semantische Eigenschaften
Semantisch gesehen sind Zirkumfixe Transponierer (z.B. Gerede) oder Determinata (z.B. beschönigen).