Das sein-Passiv ist ein Passiv, das mit dem Hilfsverb sein (und dem Partizip II des jeweiligen Vollverbs) gebildet wird.
Durch das sein-Passiv werden Zustände ausgedrückt. Dadurch kontrastiert das sein-Passiv mit dem werden-Passiv. Letzteres drückt eine Handlung (einen Prozess, eine Aktivität oder ebenfalls einen Zustand) aus, die dem durch das sein-Passiv ausgedrückten Zustand vorangeht (Zifonun et al. 1997, S. 1810). Dieser Kontrast ist besonders deutlich bei transformativen Verben telischer Aktionsart (1), im Falle nicht-transformativer Verben atelischer Aktionsart ist der Unterschied zwischen sein- und werden-Passiv weitaus subtiler (2) (siehe dazu Zifonun et al. 1997, S. 1812).
Prototypisch wird das sein-Passiv von transitiven Verben gebildet (jedoch: helfen, nützen, denken an ...). Die Grammatik der deutschen Sprache fasst nur diejenigen Konstruktionen als sein-Passiv auf, "zu denen es ein entsprechendes werden-Passiv gibt" (Zifonun et al. 1997, S. 1808f. basierend auf u. a. Helbig 1983, siehe auch Duden-Grammatik, S. 565, 567f.). (3) wird dementsprechend nicht als Passivkonstruktion eingeordnet.
In Abhängigkeit von der Existenz eines Subjekts (das dem Akkusativkomplement in der jeweiligen aktivischen Formulierung entspricht) ergeben sich für das sein-Passiv zwei Varianten: sein-Passiv mit Subjekt (a) und subjektloses sein-Passiv (b).
a | Nun ist Bush abgetreten, die Republikaner sind abgewählt, und so scheint es fast konsequent, dass auch in El Salvador die extrem rechte „Republikanisch-Nationalistische Allianz” (Arena) nach zwanzig Jahren die Macht abgeben muss. | (die tageszeitung, 17.03.2009) |
b | "Niemandem ist damit geholfen, auf der Straße zu stehen, wenn er den Job verliert. Weiterbildung bietet dagegen eine Chance", so Einarsson. | (Die Zeit (Online-Ausgabe), 30.10.2008) |
Ein weiterer gebräuchlicher Terminus für sein-Passiv ist Zustandspassiv.
Zustandspassiv
stative passive (englisch)