Das Passiv ist ein Genus verbi, das analytisch mit einem passivbildenden Hilfsverb und dem Partizip II des jeweiligen Vollverbs gebildet wird und prototypischerweise einen Sachverhalt aus der Sicht des oder der Betroffenen wiedergibt.
Anhand des verwendeten passivbildenden Hilfsverbs (werden, sein, bekommen) lassen sich unterschiedliche Passiv-Varianten ausmachen:
Gemeinsam ist den unterschiedlichen Passivarten eine gegenüber den Aktivformen veränderte Argument- und Komplementstruktur. Das obligatorische Argument, das in aktivischer Formulierung dem Subjekt zugewiesen ist, ist im Passiv fakultativ und kann als Präpositionalphrase realisiert werden. Das Argument, das bei aktivischer Verwendung das Akkusativkomplement bekleidet, wird im Fall des werden-/sein-Passivs das Subjekt. Beim bekommen-Passiv schließlich übernimmt das Argument, das im Aktiv das Dativkomplement besetzt, im Passiv die Subjektfunktion (4). Andere Komplementarten wie Genitiv- oder Präpositivkomplemente (2) bleiben bei der Passivierung des Aktiv-Satzes ebenso erhalten wie Adverbialia.
Die Veränderung in Argument- und Komplementstrukur führt dazu, dass bei der Passivbildung eines transitiven Verbs mit den Hilfsverben werden und sein die Rolle des Handlungsverursachers, des AGENS, nicht mehr wie dies prototypischerweise im Aktiv der Fall ist, dem Subjekt zugeschrieben wird. Die Rolle des PATIENS, also des Betroffenen, ist nicht mehr mit dem Akkusativkomplement (wie dies prototypischerweise in der Aktivform der Fall ist) verknüpft, sondern mit dem Subjekt. Auf diese Weise findet beim Wechsel von Aktiv zu Passiv ein Wechsel in der Perspektive, weg vom Verursacher hin zum Betroffenen, statt.
Nicht alle Vollverben des Deutschen sind passivfähig (so sind bspw. ergative Verben nicht passivierbar), dabei ist die Passivfähigkeit ein Phänomen mit Abstufungen. Für die Passivbildung mit sein und bekommen gelten größere Beschränkungen als für das werden-Passiv (für eine ausführliche Darstellung der Voraussetzungen für Passivierbarkeit siehe den bspw. Zifonun et al. 1997, S. 1790ff., Duden-Grammatik, S. 559f., Eisenberg 2013, S. 121ff.).
a | Zur Frage, warum anstelle des Luftschlags keine Bodentruppen eingesetzt wurden, sagte der Sprecher [...] | (Süddeutsche Zeitung, 10.09.2009) |
b | Es wird dabei gern an Häusern auf dem Land gewerkelt, auch Baumärkte werden heimgesucht oder als Heimsuchung empfunden. | (Die Rheinpfalz, 29.06.2009) |
c | Nun ist Bush abgetreten, die Republikaner sind abgewählt, und so scheint es fast konsequent, dass auch in El Salvador die extrem rechte „Republikanisch-Nationalistische Allianz” (Arena) nach zwanzig Jahren die Macht abgeben muss. | (die tageszeitung, 17.03.2009) |
d | "Niemandem ist damit geholfen, auf der Straße zu stehen, wenn er den Job verliert. Weiterbildung bietet dagegen eine Chance", so Einarsson. | (Die Zeit (Online-Ausgabe), 30.10.2008) |
e | Die Ölmühle bekommt über den Hafen Raps geliefert und verschickt Schrot und Malz. | (Braunschweiger Zeitung, 06.01.2009) |
Leideform
passive (englisch), passif (französisch), passivo (italienisch), passivum (latein), passiv (norwegisch), strona bierna (polnisch), (passzív / szenvedő szerkezet) (ungarisch)