Konsekutivspezifikation
Aus logischer Sicht sind Konsekutivspezifikationen die Umkehrung von Kausalspezifikationen. Führt eine Kausalspezifikation aus, was als auslösend gelten soll, so bringt eine Konsekutivspezifikation die Folgen des auslösenden Ereignisses ins Spiel:
(Vorarlberger Nachrichten, 06.07.2000, Italienischer Kapitän rächte Niederlage)
Mit Kausalspezifikation formuliert, könnte dieselbe Information so gegeben werden:
Konsekutivbeziehungen sind - wie Kausalbeziehungen - immer auch zeitliche Beziehungen, doch sie erschöpfen sich nicht darin. So wird etwa im Fall des Beispiels nicht nur festgestellt, dass die Weigerung des Kapitäns, die Position seines Schiffes zu ändern zeitlich die Suche einer anderen Anlegestelle vorausging, sondern darüber hinaus behauptet, dass es ohne die Weigerung des Kapitäns nicht zur Suche einer anderen Anlegestelle hätte kommen müssen.
Formen der Konsekutivspezifikation
Die nicht sehr vielfältigen Ausdrucksformen der Konsekutivspezifikation können mit wenigen Sätzen exemplifiziert werden:
(die tageszeitung, 21.04.1989, S. 10)
(die tageszeitung, 25.09.1999, S. 33)
(Frankfurter Rundschau, 07.09.1999, S. 19)
(die tageszeitung, 11.08.1999, S. 11)
(Berliner Zeitung, 13.09.2002, Die eigentliche Zäsur kommt noch) []
(Frankfurter Rundschau, 011.09.1999, S. 4)
Bemerkenswert ist die Positionierung der Ausdrücke, mit denen Konsekutivspezifikationen zu realisieren sind: Sie stehen in aller Regel rechts vom Ausdruck des Basisdiktums. Während eine Kausalspezifikation gleichermaßen vor oder nach ihrem Operanden ausgedrückt werden kann, wirkt eine Konsekutivspezifikation, die ihrem Operanden vorangestellt wird, sehr gewollt und kaum akzeptabel:
(Berliner Zeitung, 31.10.2000, Komm, geh'n mer 's Fritzje gucke)
Zu erklären ist die starke Bevorzugung der Nachordnung von Konsekutivspezifikationen wohl damit, dass die lineare Abfolge im Ausdruck die zeitliche Abfolge der betroffenen Ereignisse abzubilden sucht.
Als eine Form satzübergreifender Konsekutivspezifikation könnte man Fälle bloßer Aneinanderreihung werten:
Von der Sache her ist es sicher zutreffend, die beiden Dikta in einer Konsekutivbeziehung zueinander zu sehen. Gegen eine Wertung als mögliche Form der Konsekutivspezifikation spricht jedoch, dass die Art der Beziehung in keiner Weise zum Ausdruck gebracht wird, und, vor allem, dass damit keine Erweiterung eines Diktums erreicht wird. Die Interpretation gilt einem komplexen Gesprächsbeitrag und stützt sich auf Sachwissen und auf allgemeine Kommunikationsprinzipien.
Konsekutivspezifikation und andere Diktumserweiterungen
Konsekutivspezifikation und Propositionsspezifikation
Propositionsspezifikation wirken sich in keiner Weise einschränkend auf die Verwendung von Konsekutivspezifikationen aus.
Konsekutivspezifikation und Geltungsspezifikation
Konsekutivspezifikationen können mit gleichartigen Spezifikationen koordiniert werden. Sie greifen dann - logisch gesehen - parallel auf dasselbe Basisdiktum zu:
Da und-Koordinationen oft über die logische Beziehung hinaus auch als sequentielle Beziehungen aufgefasst werden, lassen sich auf diese Weise auch Folgen und Folgen dieser Folgen zur Sprache bringen:
Es handelt sich hier nicht um eine sukzessive Anwendung von Konsekutivspezifikationen. Die erste Spezifikation ist nicht im Skopus der Zweiten. Folgen in einem Diktum zwei Konsekutivspezifikationen aufeinander, ohne explizit koordiniert zu sein, sind sie sequentiell zu deuten, auch wenn nicht unbedingt eine sukzessive Anwendung der Spezifikationen vorliegt:
Man kann die zweite Konsekutivspezifikation hier so verstehen, dass sie nur die erste in ihrem Skopus hat und nicht auch deren Basisdiktum, oder man kann diese zweite Spezifikation so deuten, dass sie die erste samt deren Basisdiktum im Skopus hat. Das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe.
Konsekutivspezifikationen können Kausalspezifikationen, Konzessivspezifikationen und Finalspezifikationen in ihrem Skopus haben. Die Umkehrung ist nicht zu beobachten, wohl weil bei Konsekutivspezifikationen die Entsprechung mit der zeitlichen Abfolge einen höheren Rang hat als bei diesen anderen Geltungsspezifikationen.
Generell ist zu beachten, dass die Ausdrücke der Spezifikationen nicht adjazent sein dürfen, da sonst eine Interpretation als Spezifikation einer Spezifikation vorgenommen wird:
(Die Zeit, 10.06.1999, Nr. 24, S. 53)
Kausalspezifikation Teil der Konsekutivspezifikation
(die tageszeitung, 18.01.2002, S. 21)
Kausalspezifikation < Konsekutivspezifikation
(Mannheimer Morgen, 02.04.2001, Container-Terminal in Platznot)
Finalspezifikation < Konsekutivspezifikation
(Die Presse, 14.07.2000)
Auch Kontrastiv- und Substitutivspezifikationen können im Skopus von Konsekutivspezifikation auftreten:
(Züricher Tagesanzeiger, 15.01.1999, S. 21)
Kontrastivspezifikation < Konsekutivspezifikation
(Kleine Zeitung, 20.08.2000, Partygäste im Dieselöl)
Substitutivspezifikation < Konsekutivspezifikation
Konsekutivspezifikation und Negation
Konsekutivspezifikationen können eine Negation in ihrem Skopus haben und selbst im Skopus einer Negation auftreten:
Negation <> Konsekutivspezifikation
Negation > Konsekutivspezifikation
Die - anhand der Wortstellung eindeutig als fokussierend zu erkennende - Negation im ersten Beispiel hat die Konsekutivspezifikation in ihrem Skopus. Beim ersten Beispiel sind hingegen grundsätzlich beide Interpretationen möglich, denn in Schriftform ist nicht zu erkennen, ob die Negation pauschal oder fokussierend ist. Das zeigt sich, wenn man versucht, die Konsekutivbeziehung in eine Kausalbeziehung umzuwandeln. Man hat dann zwei Optionen für die Platzierung der Negation. Sie kann entweder dem Basisdiktum oder der Kausalspezifikation zugeschlagen werden:
Das letzte Beispiel kann seinerseits wieder auf zwei Weisen verstanden werden. Durch entsprechende Betonung - die in Schriftform nicht verfügbar ist - kann die eine oder die andere Interpretation unterstützt werden.
Präferiert wird die Interpretation, nach der die Negation im Skopus der Konsekutivspezifikation auftritt. Bei entsprechendem Wissenshintergrund oder entsprechender Fortsetzung - etwa es war der Landrat - kann es aber auch zu der anderen Interpretation kommen.
Konsekutivspezifikation und Modalfunktion
Konsekutivspezifikationen können Modalfunktionen in ihrem Skopus haben und selbst im Skopus von Modalfunktionen auftreten. Die Skopusverhältnisse sind dabei analog den Verhältnissen bei Konsekutivspezifikation und Negation:
(die tageszeitung, 08.04.1987, S. 4)
Modalfunktion > Konsekutivspezifikation
(Neue Kronen-Zeitung, 26.10.1999; "Führerloser" Jet stürzte ab: US-Golfer unter Opfern)
Modalfunktion < Konsekutivspezifikation
Konsekutivspezifikation und Geltungsrestriktion
Konsekutivspezifikation können Geltungsrestriktionen in ihrem Skopus haben und selbst im Skopus von Geltungsrestriktionen auftreten. Die Zuordnung der Skopoi wird im Diskurs durch entsprechenden Intonationsverlauf unterstützt. Bei Texten kann sie nur über Kontext und Hintergrundwissen erschlossen werden, da grundsätzlich immer die Möglichkeit besteht, eine der Operationen als Modifikation einer Modifikation zu deuten.
Konsekutivspezifikation < Geltungsrestriktion
(die tageszeitung, 09.12.2002, S. 17)
Geltungsrestriktion < Konsekutivspezifikation
Konsekutivspezifikation und weitere Formen der Diktumserweiterung
Als Geltungsspezifikationen werden Konsekutivspezifikationen vor sachbezogenen Kommentierungen oder Wertungen, Weiterführungen, Diktumsgraduierungen, Diskursorganisatoren, handlungsbezogen en Kommentierungen oder Wertungen sowie Abtönungen wirksam. Sie können ohne besondere Beschränkungen innerhalb des Skopus dieser Operationen auftreten.