Erweiterung von Nominalphrasen mit Attributsätzen

Auch Sätze verschiedener Art können zur Erweiterung von Nominalphrasen genutzt werden. In einzelnen sind das:

Relativsätze

Relativsätze sind sog. Verbletztsätze, die sich dadurch auszeichnen, dass eines der vorkommenden Komplemente oder Supplemente die Form eines anaphorischen Relativ-Elements- der, die, das, welcher, welche, welches, wie, wo, worauf, wodurch, ...- hat und als solches die Erstposition im Satz einnimmt, sofern es nicht Teil einer Präpositionalphrase ist (etwa: auf dem, über welche).

Das Relativ-Element fungiert gewissermaßen als Bindeglied zwischen Kopfnomen und attribuiertem Satz. Sein Genus wird vom Kopfnomen regiert, sein Numerus ist mit dem des Kopfnomens kongruent, beispielsweise:

Maskulinum- Singular:

des Mannes, der Liberty Valance erschoss

Maskulinum- Plural:

die Kunden, denen man ein Ersatzgerät zur Verfügung stellt

Neutrum- Singular:

dem Mädchen, das bei Rot die Straße überquert hat

Sein Kasus ist abhängig von seiner Funktion innerhalb des Relativsatzes. Das Relativ-Element kann- unter anderem- sein:

Genitiv-Attribut:

Das Fahrzeug, dessen Halter durch die Polizei ermittelt wird

Genitiv-Attribut innerhalb eines Präpositional-Attributs:

eine Frage, von deren Beantwortung vieles abhängt

Genitiv-Attribut innerhalb eines Präpositivkomplements:

eine Hose, an deren linkem Bein noch das Preisschild hing

Dativ-Komplement:

einer Katze, der man den Schwanz kupiert hatte

Subjekt:

eines Gemeinderats, der gegen die Pläne der Verwaltung stimmt

Teil eines Präpositivkomplements:

ein Versteck, an das niemand gedacht hatte

Teil eines Präpositivsupplements:

eine kleine Unregelmäßigkeit, wegen derer sie ihren Job nicht verloren hätten

Teil eines Präpositivsupplements innerhalb einer Infinitivkonstruktion:

ein wahrer Acker, auf dem zu spielen sie sich weigerten

Die Erweiterung von Nominalphrasen durch Relativsätze ermöglicht, prinzipiell alles, was in Verbindung mit dem Denotat des Kopfnomens zu sagen sein könnte, in den Dienst der Modifikation der Phrase zu stellen. Dabei bleibt die Erweiterung nicht auf einen Relativsatz pro Kopfnomen beschränkt, wie das folgende Beispiel belegt:

Noch wage ich nicht, das Wort Zusammenbruch anzuwenden, aber die beunruhigenden Tatsachen häufen sich derart, daß sie eine Gefahr bedeuten und mich zwingen, von Dingen zu berichten, die den Ohren der Zeitgenossen zwar befremdlich klingen werden, deren Realität aber niemand bestreiten kann.
(Heinrich Böll, Nicht nur zur Weihnachtszeit, München 1966, S.7. Sprecher: Franz Josef Antwerpes)

Dabei kann es unter Umständen zu Mehrdeutigkeiten kommen, wenn der vorangehende Satz ein Nomen mit selbem Genus und im gleichen Numerus enthält. Aber, wie das soeben angeführte Beispiel zeigt, führt dies nicht unbedingt zu Fehldeutungen: Dort kommen, rein formal gesehen, gleich drei Nomina (Dingen, Ohren, Zeitgenossen) als Kopf des zweiten Relativsatzes in Frage, doch für jeden halbwegs kooperativen Leser kommt nur das erste ernsthaft als Kopf in Betracht.

Relativsätze stehen, wie im Übrigen alle Attributsätze, stets postnominal, doch - auch dies zeigt das obige Beispiel- keineswegs immer adjazent zum Kopfnomen. Vor einem Relativsatz können dabei nicht nur andere Attribute stehen, sondern ebenso Satzteile, die selbst nicht derselben Phrase zuzurechnen sind. Zu erklären ist diese für Attribute große Stellungsfreiheit wohl damit

  • Relativsätze bleiben als Sätze auch in einiger Entfernung vom Kopfnomen verstehbar, solang der Bezug des Relativ-Elements nachvollziehbar bleibt.
  • Vor allem durch längere Relativsätze kann die Distanz zwischen dem Kopf einer Nominalphrase und dem zugehörigen Prädikat oder Prädikatsteil so überdehnt werden, dass die Verständlichkeit einer Mitteilung darunter leidet.

Dass-Sätze

Dass-Sätze, die im Rahmen einer Nominalphrase auftreten, sind überwiegend N-Komplemente zu Nomina, die von Verben des Sagens, Denkens und Empfindens oder von Sachverhalt-charakterisierenden Adjektiven abgeleitet sind:

erkennen-Ob sich aber die Erkenntnis, dass sich die Grünen professionalisieren müssen, bis in die Ortsverbände hinunter wird vermitteln lassen, das werden erst die kommenden Wochen zeigen.
[Berliner Zeitung, 21.09.1999, S. 4]
denken-Dabei spielt der Gedanke, dass der Kreis Geld sparen würde, für sie eine nur untergeordnete Rolle.
[Frankfurter Rundschau, 09.10.1999, S. 1]
vermuten-Der DFB und die Bundesliga-Rechte: Gerüchte, Bluffs und die Vermutung, dass vieles bleibt, wie es ist ...
[Berliner Zeitung, 31.03.2000, S. 21]
fühlen-Man hatte lange Zeit nicht das Gefühl, dass diese Begegnung auch für Rapperswil von kapitaler Bedeutung sei, so lau wirkte das Team.
[Züricher Tagesanzeiger, 14.01.1998, S. 57]
überzeugen-Ihr neues Gewicht hat sie seitdem gehalten, geblieben ist auch die Überzeugung, dass Vollwertkost das beste Mittel gegen typische Zivilisationskrankheiten wie Rheuma, Arthritis, Stoffwechselkrankheiten und Herzkreislaufprobleme sei.
[Frankfurter Rundschau, 029.12.1999, S. 6]
gewiss-Und die Gewissheit, dass er sich nach 11 Jahren, bis auf 100 Punkte seinem damaligen Leistungsstand als Amateur angenähert hat.
[Frankfurter Rundschau, 026.08.1999, S. 40]
möglich-Es bestehe die Möglichkeit, dass der Mensch die Seuche von Stall zu Stall übertragen könne.
[Berliner Zeitung, 19.08.1999, S. 28]

Alphabetisch geordnete Liste von Nomina mit dass-Satz als Komplement

Als N-Komplemente finden sich dass-Sätze zudem bei einer Reihe weiterer, nicht oder nicht direkt von Verben abgeleiteten Nomina, mit denen Propositionen zu charakterisieren sind, etwa:

Tatsache-Die Tatsache aber, dass der Reifenproduzent Bridgestone außer einem nichts sagenden Zwischenbericht noch keinerlei Resultate der Ursachenforschung veröffentlicht hat ...
[ Berliner Zeitung, 14.08.1999, S. 39]
Fall-Ankündigung von FCZ-Präsident Sven Hotz im "Blick" für den Fall, dass er einen irreparablen Schaden in der Beziehung zwischen Trainer und Spieler feststellen sollte.
[Züricher Tagesanzeiger, 11.04.2000, S. 51]
Zustand-Die Steuerreform beende den Zustand, dass Großverdiener keine Steuern mehr zahlten.
[Mannheimer Morgen, 17.05.2000, Sozialdemokraten wollen Berührungsängste abbauen]
Chance- Gewonnen aber wurde die realistische Chance, daß der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit einen Schlußstrich unter diesen fatalen technologischen Irrweg zieht und dafür einen Fahrplan festschreibt.
[ die tageszeitung, 05.12.1992, S. 12]

Neben solchen völlig standardkonformen Verwendungen, finden sich dass-Sätze auch in Verbindungen wie:

Der Kerl hat ein Gesicht, dass es einem eiskalt über den Rücken läuft.
Sie hatte eine Fratze, dass einem Angst und Bange werden konnte.
Zum Nachtisch gibt es da eine Crème brulée, dass dir das Wasser im Mund zusammenläuft.

Bei diesen Attributen handelt es sich genau genommen um konsekutive Adverbialsätze und damit NP-Supplemente - unsere Klassifikation der Attributsätze ist hier nicht ganz homogen. Natürlich sieht man das den verwendeten dass-Sätzen selbst nicht an, wohl aber den Nominalphrasen, in denen sie figurieren: Während dass-Sätze in N-Komplementfunktion meist in Phrasen auftreten, die von einem definiten Artikel eingeleitet werden, liegt bei NP-Supplementfunktion nie ein solcher Artikel vor.

Abweichungen von dieser "Regel" finden sich ausschließlich bei Nomina, bei denen der dass-Satz auch- und stilistisch manchmal besser- auf ein Präpositionaladverb folgen könnte, dessen deiktische Komponente sich dabei auf diesen Satz bezieht:

Ein Beweis dafür, dass Ludwig II. sich wirklich selbst getötet hat, wurde nie erbracht.
Eine Chance dazu, dass er wieder gewählt werden könnte, bleibt ihm vielleicht noch.

Ob-Sätze

Als Attribute sind ob-Sätze stets N-Komplemente. Sie treten in Verbindung mit nur vergleichsweise wenigen Nomina auf, am häufigsten mit Frage und Zweifel, aber auch mit anderen Nomina:

Der nagende Zweifel Nietzsches, ob er selbst zu jener letzten Freudigkeit und Seligkeit fähig ist als Mensch des Gedankens, ob nicht die Kognition den Rausch verhindert, ob nicht die Überinstrumentierung seiner Sprache der stärkste Einwand gegen die postulierte Leichtigkeit ist.
(Berliner Zeitung, 18.08.2000, S. 12)
Nichts ist so müßig, wie die Diskussion, ob aktuelle Klimaanomalien schon etwas mit dem Treibhauseffekt zu tun haben oder noch nicht.
(die tageszeitung, 03.03.1990, S. 10)
Der Journalist über seine Akkreditierung, seine Wohnungssuche und die Sorge, ob er wohl gleich ein Telefon bekommt.
(die tageszeitung, 16.01.1990, S. 15-17)
Für eine Stellungnahme, ob sich Nassauer selbst vor dem Untersuchungsausschuß gegebenenfalls auch daran erinnern würde, war der Fraktionsvorsitzende gestern nicht zu haben.
(die tageszeitung, 26.08.1988, S. 4)
Der aktuelle Streit, ob die Abtreibung rechtlich nach BRD oder DDR-Recht geregelt werden soll, ist beispielhaft für die juristischen Probleme, die mit der Wiedervereinigung kommen werden.
(die tageszeitung, 05.05.1990, S. 3)

Alphabetisch geordnete Liste von Nomina mit ob-Satz als Komplement

Adverbialsätze

Bei attributiv verwendeten Adverbialsätzen sind zwei Klassen zu unterscheiden:

  • Satzadverbialsätze, die als NP-Supplemente fungieren, also nicht das Kopfnomen einer Nominalphrase modifizieren, sondern diese insgesamt:

  • Wie-Adverbialsätze, die als N-Supplemente fungieren und sich dadurch auszeichnen, dass das Subjekt oder - wenn vorhanden- das Akkusativ-Komplement dieses Satzes als anaphorisches Pronomen oder als Indefinit-Pronomen auf das Kopfnomen der Nominalphrase bezogen ist

Satzadverbialsätze, die als Attributsätze verwendet werden, sind meist temporal, d. h. mit ihnen werden Zeitabschnitte und Zeitpunkte bestimmt. Unabdingbar für ihre korrekte Verwendung ist, dass ihre Bezugsphrase ihrerseits Bezeichnung eines Zeitabschnitts oder Zeitpunkts ist:

Auf den Tag genau 17 Jahre, nachdem er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der DDR zu lebenslanger Haft verurteilt wurde
(Berliner Zeitung, 08.06.2000, S. 31)
Auch reich an Fischen sind noch bis auf den heutigen Tag diese Fluten , so wie zu jener Zeit, als man bei Fastentafeln notwendig ihrer bedurfte; ...
(Johann Wolfgang von Goethe, "Schriften zur Kunst", Hamburger Ausgabe, Band 12, S. 140)

Weit weniger häufig werden kausale, finale, konzessive, konsekutive und konditionale Satzadverbialsätze als Attributsätze verwendet. Da Belege für diese seltenen Formen kaum zu finden sind, hier einige konstruierte Beispiele:

kausal:

Eine Spritztour nach Venedig, bloß weil mir danach war, konnte ich mir damals nicht leisten.

final:

Ein eigener Wagen, damit sie dann und wann ihre Freundin besuchen konnte, erschien ihr dann doch zu teuer.

konsekutiv:

Ein Gesicht, dass man darüber ins Schwärmen geraten konnte, hatte sie nicht, wenn sie morgens noch ungeschminkt vor dem Spiegel saß.

konzessiv:

Über einen Sieg, obwohl sie eigentlich schwächer war, hat sich noch keine Mannschaft beklagt.

konditional:

Einen so kompromisslosen Film, wenn er denn wirklich gedreht wird, bekommt man nicht alle Tage zu sehen.

Wie-Adverbialsätze können, sofern die genannten Bedingungen erfüllt sind, grundsätzlich zu beliebigen Nomina als Attribute treten. Weitergehende Restriktionen sind ausschließlich sachlicher Natur. Hier einige Beispiele:

Doch eine solche Tyrannei, wie Fidel Castro und seine Horden sie entfesseln, haben wir nie gekannt, noch uns je vorzustellen vermocht.
(die tageszeitung, 31.08.1990, S. 17)
Obwohl, "hängen" ist nicht recht gesagt, und Fotos sind es im eigentlichen Sinne des Wortes auch nicht, vielmehr auf Folie reproduzierte Fotos, die vor Leuchtschirmen geklebt sind solche Sorte von Leuchtschirmen, wie man sie beim Arzt hat, Röntgenaufnahmen anzuschauen: ...
(die tageszeitung, 31.07.1990, S. 23)

W-Fragesätze

Zu einigen wenigen Nomina- etwa Frage, Überlegung, Hinweis, Ratschlag, Vorschlag sowie von diesen abgeleitete Nomina wie Zusatzfrage, Vorüberlegung- können auch abhängige w-Fragesätze als Attribute treten. Es handelt sich dabei ausnahmslos um N-Komplemente. Häufig- bei einigen Nomina zwingend- tritt im Verbalkomplex der verwendeten W-Fragesätze ein Modalverb (können, sollen, müssen, dürfen, wollen) auf, um klarzustellen, dass mit dem Fragesatz nicht von Fakten, sondern von Möglichkeiten, Wünschen oder Verpflichtungen die Rede ist.

die Frage

die Überlegung


die Auskunft

ein Hinweis

eine Erklärung

eine Idee
-wer das tun könnte
wem man das antun sollte
auf wessen Geheiß man das tun muss
für wen ich das tun dürfte hat
warum sie das getan haben könnte
wieso wir das tun sollten
weshalb ihr das tun wollt
wozu er das tun sollte
wie man das tun könnte
wo das gewesen sein soll
woher sie gekommen sein könnten
wohin ihr dann gehen wollt
worüber sie gesprochen haben könnten
wovon sie das bezahlen will
womit sie das verdient hat
worunter man das verbuchen kann
wofür das gut sein soll
wann das gewesen sein soll
...

Bemerkenswert ist, dass zu Frage mit w-Satz als Attribut immer ein definiter Artikel treten muss. Das ist darauf zurückzuführen, dass die jeweilige Frage durch den w-Satz eindeutig determiniert ist.

Bei Vorschlag, Rat und ähnlichen zukunftsbezogenen Nomina , muss im w-Satz stets zum Ausdruck gebracht werden, dass Gegenstand sein kann, was zur Betrachtzeit als möglich gelten kann:

Ihr Vorschlag, wie der Liederkranz in Sachen Kinderchor "die Nase vorn haben könnte" und vor allem dies zu lösen wäre, ohne den Vereinshaushalt zu belasten, lautete: Patenschaften.
(Mannheimer Morgen, 23.01.1998, Den Kinderschuhen entwachsen)
"Dies ist keine Zeit für Verhandlungen", erklärte das Weiße Haus zu dem irakischen Vorschlag, wonach UN-Generalsekretär Kofi Annan angesichts drohender US-Angriffe auf den Irak eine Vermittlungsreise nach Bagdad unternehmen sollte.
(Mannheimer Morgen, 13.11.1998, Bagdad lehnt jedes Einlenken ab)
Die Union will nun noch einen Schritt weitergehen und meint, den Vorschlag, was wegfallen könne, solle McKinsey machen.
(Mannheimer Morgen, 17.11.1994, CDU: Auch Häuptlinge einsparen)

Einige Nomina sind aufgrund ihrer Bedeutung auf bestimmte w-Fragesätze spezialisiert :

der Grund
die Ursache, ein Motiv
,
,
,
weshalb es dazu kam
warum dies geschehen konnte
wieso das verboten wurde

Verbzweitsätze

Zu bestimmten Nomina- überwiegend, jedoch nicht ausschließlich von Verben des Sagens, des Denkens, Erkennens und Empfindens abgeleitet- können auch reguläre Verbzweitsätze- Sätze, die typischerweise als Aussagesätze gebraucht werden- als Attribute treten, wenn diese die Form indirekter Redewiedergabe haben:

Deshalb sei der Vorwurf, er wäre gegen die Zeremonie, geradezu absurd.
(Berliner Zeitung, 15.09.2000, S. 27)
Seine Mutter-Gemahlin Iokaste (Evelyne Didi) - die stets im Schleier auftritt, wie um zu zeigen, daß Frauen in der Öffentlichkeit nichts zu sagen haben, vielleicht aber auch, um die Altersfrage zu umgehen - beschwichtigt ihn in seinen Zweifeln mit der durchaus komisch gesprochenen Bemerkung, er wäre nicht der einzige Mann, der davon träumen würde, mit seiner Mutter zu schlafen.
(die tageszeitung, 27.07.1989, S. 11-12)
Das angebliche "Entsetzen" über den "Abgrund krimineller Energie" mag man ihm ebensowenig glauben wie die Behauptung, er wäre sonst von Anfang an anders vorgegangen - Veruntreuung bleibt Veruntreuung.
(Frankfurter Rundschau, 022.07.1999, S. 1)
Viele Eltern plagt in diesen Tagen wieder die Angst, in der Schule würde ihr Kind nicht genügend gefördert ­ um es einmal vorsichtig auszudrücken.
(Berliner Zeitung, 31.01.1998, S. 4)

Als indirekte Redewiedergabe formulierte Verbzweitsätze in Attributfunktion sind als N-Komplemente zu betrachten, da sie an das Vorliegen bestimmter Nomina gebunden sind und nicht modifizierend wirken.

Nominalphrasen, in denen als indirekte Redewiedergabe formulierte Verbzweitsätze in Attributfunktion auftreten, sind zwingend mit einem definiten Artikel einzuleiten.

Neben attributiven Verbzweitsätzen in der Form indirekter Redewiedergabe finden sich postnominal auch indikativische Verbzweitsätze, die man für Supplemente zu der vorangehenden Nominalphrase halten könnte:

Mein Großvater, er war noch keine 25 Jahre alt, wurde bereits im ersten Kriegsjahr getötet.

Marilyn Monroe, sie wurde am 1. Juni 1926 als Norma Jean Mortensen geboren, galt zu ihren Lebzeiten als die Verwirklichung männlicher Träume.

Sätze dieser Art sind jedoch keine Attribute. Sie bieten Informationen, die strukturell auf derselben Ebene angesiedelt sind wie jene, die mit dem Satz gegeben werden, in den sie als Einschübe oder Nebenbemerkungen (Parenthesen) eingebettet und von dem sie artikulatorisch durch kurze Pausen abgegrenzt sind. Man könnte sie ebenso gut aus dem Matrixsatz herausnehmen und an diesen anschließen. Es handelt sich also nur um "Pseudo-Attribute".

Verberstsätze

Zu Nomina, die als Kopfnomen zu Ob-Sätzen auftreten können, finden sich — allerdings eher selten und stilistisch markiert — auch Verberstsätze vom Typ des Entscheidungsfragesatzes als Attribute. Hier zwei der wenigen einschlägigen Belege:

Nochmal schnell rübergeschaut, echt cool natürlich, ohne eine Miene zu verziehen. Dann der Zweifel, kennst du den nicht?
(Frankfurter Rundschau, 08.06.1999, S. 4)
Zum anderen ergibt sich für den Anleger immer wieder die Frage, soll er jetzt schon im Vorfeld der Euro-Einführung in andere Währungen investieren oder weiterhin im Schilling bleiben.
(Tiroler Tageszeitung, 23.06.1997, Auf Orientierungssuche)

Zum Text

Schlagwörter
Letzte Änderung
Aktionen
Seite merken
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen