Periphere Satzadverbialsätze
Periphere Satzadverbialsätze sind weder propositionsbezogen noch modusmodifizierend, ebensowenig sind sie als Moduskommentare oder als weiterführende Sätze zu betrachten. Ihr semantischer Zusammenhang mit dem Obersatzrest beruht lediglich auf Sachverhaltsrelationen wie Gleichzeitigkeit oder Gegensätzlichkeit. Periphere Satzadverbialsätze bezeichnen stets aus Sprechersicht wahre Sachverhalte und könnten eigentlich auch selbständig geäußert werden. So ist in der Regel eine bedeutungserhaltende Umformung des Obersatzes in eine koordinative Reihe möglich, wobei die Sachverhaltsrelationen zwischen den Sätzen durch Ausdrücke wie dabei, dagegen, da, ebenso, statt dessen, außerdem verdeutlicht werden können, z. B.:
(1a) Marian half mir beim Abspülen. Dabei redete er weiter pausenlos auf mich ein.
Hier werden folgende periphere Satzadverbialsätze berücksichtigt:
Komitativsätze
Komitativsätze werden durch wobei und ohne dass eingeleitet.
Wobei-Sätze
Bei komitativen wobei-Sätzen bezeichnet der Untersatz ein Ereignis, das mit dem vom Obersatzrest bezeichneten Ereignis zeitgleich ist. Der Untersatz steht immer im Nachfeld.
Das vom Untersatz bezeichnete Ereignis ist als Nebenereignis eingestuft, das zusammen mit dem vom Obersatzrest bezeichneten Ereignis auftritt, jedoch nicht in den Vordergrund gerückt werden soll. Wobei-Sätze bezeichnen typischerweise Begleithandlungen, die nicht als am Zustandekommen der Haupthandlung beteiligt zu betrachten sind.
(4) Felix und Kitty brachten mich zum Max-Halbe-Platz, verabschiedeten sich, wobei Kitty zu Tränen kam (...). (LGB, 268)
Ohne-dass-Sätze
Bei komitativen ohne-dass-Sätzen bezeichnet der Untersatz ein Ereignis, das zu der Ereigniszeit des Obersatzrestes erwartbar ist, jedoch nicht eintritt:
Ohne-dass-Sätze werden auch als kategorienvariable Negationssätze verwendet.
Konfrontativsätze
Konfrontativsätze werden vor allem durch den adversativen Subjunktor während eingeleitet, außerdem können sie als Verberstsätze sowie wenn-, anstatt-dass-, und außer-dass-Sätze erscheinen. Anders als komitative wobei-Sätze sind sie nicht an das Nachfeld gebunden. In Konfrontativgefügen werden Sachverhalte einander gegenübergestellt, die der Sprecher als gegensätzlich empfindet. Die jeweils einander direkt gegenübergestellten Teile von Obersatzrest- und Untersatz werden durch Kontrastakzent hervorgehoben.
Während-Sätze
(7) Es fiel auf, daß die Verhandlungen diesmal ausschließlich auf staatlicher Ebene vor sich gingen, während unter Ben Bella stets auch die Parteibeziehungen herausgestellt wurden. (FAZ, 15.12.1965, 1)
Verberstsätze
Auch Verberstsätze können konfrontativ interpretiert werden, sofern die Bedingung einer Gegensätzlichkeit zwischen Hauptsatz- und Nebensatz-Denotat erfüllt ist:
Wenn-Sätze
Auch wenn-Sätze können marginal konfrontativ gebraucht werden. Diese Gebrauchsweise ist jedoch veraltet:
(An)statt-dass-Sätze
Ebenfalls den Konfrontativsätzen werden Nebensätze mit (an)statt dass zugeordnet. Bei Subjektidentität wird die Infinitivkonstruktion mit anstatt zu bevorzugt:
(9a) Anstatt sich ständig zu grämen, sollte er sich lieber beschäftigen.
Außer-dass-Sätze
Auch ein Typ von außer-dass-Sätzen, in denen außer additiv gebraucht wird, ist als konfrontativer Satzadverbialsatz einzuschätzen:
Periphere Vergleichssätze
Bei peripheren Vergleichssätzen werden, ähnlich wie bei Konfrontativsätzen, zwei Sachverhalte gegenübergestellt. In diesem Fall wird jedoch auf Parallelen, nicht auf Gegensätzlichkeiten abgehoben:
(12) Wenn ein Krieg käme, würden ihre Eltern sie genau so wegschicken, wie meine Eltern Henriette weggeschickt hatten (...). (LBC, 76)
Vergleichssätze werden zu kategorienvariablen Nebensätzen gezählt, da sie noch andere Verwendungen haben.
Periphere Temporalsätze
Periphere Temporalsätze sind nachgestellte als-Sätze, die nicht in der üblichen Weise als Spezifikatoren der Betrachtzeit für den Obersatz interpretiert werden können (vgl. Temporalsätze). Vielmehr signalisiert das Gefüge die Überlappung zwischen einem noch andauernden Ereignis (Hauptsatz) und einem neu einsetzenden Ereignis (Nebensatz). Dabei wird dieses neue Ereignis - aus unterschiedlichen Gründen, z. B. weil es besonders relevant, erwartet oder auch überraschend ist - in den Vordergrund gerückt. Häufig enthält der Nebensatz Ausdrücke wie plötzlich, auch schon, auf einmal. Gegenüber der üblichen Verteilung von Haupt- und Nebeninformation jeweils auf Haupt- und Nebensatz liegt also eine Umkehrung vor:
paraphrasierbar als:
'Ich stand gerade an der Haustür. Da setzte auch schon das Gewitter ein'.