Modusmodifizierende Nebensätze

Modusmodifizierende Nebensätze beeinflussen den Satzmodus, indem sie den Gültigkeitsanspruch reduzieren, der mit dem Modus des Obersatzes normalerweise zu verbinden ist. Da sie sich auf repräsentatives Wissen beziehen müssen, sind sie weitgehend auf Obersätze mit Aussage-Modus beschränkt. Modusmodifizierende Nebensätze schränken die Gültigkeit der Aussage des Obersatzrestes in unterschiedlicher Weise ein. Mit ihnen kann

Aspekt, bei dem die Aussage ausnahmsweise nicht bzw. nur bedingt gilt

In Frage kommen hier vor allem Nebensätze mit außer dass, nur dass:

(1) Außer dass sie häufig zu spät kommt, sind wir ganz zufrieden mit ihr.
(2) Es passiert nichts, außer dass darüber geredet wird, dass etwas passieren muss. (Berliner Zeitung, 9.10.2001, 11)
(3) Er ist ganz nett, nur dass er ein bisschen zu eigensinnig ist.
(4) Alles ist so wie immer, nur dass die Typen noch einen Tick verlogener sind als sonst. (taz, 7.11.2000, 12)

Die Gradpartikel nur wirkt wie bei der Aufeinanderfolge zweier selbständiger Sätze, von denen der zweite nur enthält:

(3a) Er ist ganz nett. Er ist nur ein bisschen zu eigensinnig.

Hierher gehören auch Sätze mit außer wenn wie:

(5) Er schrieb: "Außer, wenn sie beim Verlassen des Flugzeuges ihre Hosen verloren hätten, hätten Wilson und Brown kaum unter peinlicheren Umständen in Bonn ankommen können". (Bild, 16.2.1967, 6)

Außer-dass- und außer-wenn-Sätze haben verschiedene Bezugsbereiche und werden daher den kategorienvariablen Nebensätzen zugerechnet (vgl. Restriktivsätze mit außer dass/wenn).

Aspekt, auf den die Gültigkeit der Aussage eingeschränkt werden soll

In Frage kommen hier Untersätze mit was, soweit. Als Prädikatsausdruck fungieren Verben wie angehen, betreffen, sich handeln um, z. B.:

(6) Was seine Leistungen angeht, so sind wir ganz zufrieden mit ihm.
(7) Zum Glück liegen Einzelkomponenten vergleichbarer Preisklassen, soweit es sich um Geräte der bekannten Markenhersteller handelt, in ihrer Qualität mittlerweile sehr eng beieinander. (FAZ, 1995)

Aspekt, unter dem überhaupt ein Gültigkeitsanspruch für die Aussage erhoben werden kann

In Frage kommt hier vor allem adjazent oder nicht adjazent verwendetes insofern (...) als sowie einfaches insofern:

(8) Insofern (als) die Krankheit eine Störung des Wohlbefindens ist, muss die Therapie auf dessen Wiederherstellung gerichtet sein.
(9) Das ist insofern ungewöhnlich, als bislang Politiker-Besuche erst zum Endspiel üblich waren. (Der Spiegel 21, 1994, 21)

Einschränkung hinsichtlich der Verlässlichkeit der Aussage

Der Sprecher bezieht sich auf seine möglichen Wissenslücken, seine möglicherweise eingeschränkte Urteilsfähigkeit usw. In Frage kommen hier:

  • Nebensätze mit soweit/soviel und Prädikatsausdrücken wie wissen, beurteilen können, feststellen können - verfestigt ist die Wendung soweit/soviel ich weiß
(10) Schneider ist nicht im Hause; soweit ich feststellen konnte, hat ihn heute auch noch niemand gesehen. (TPM, 103)
(11) Soviel ich weiß, ist dieses Haus unbewohnt.

  • Nebensätze mit wenn und Prädikatsausdrücken wie sich nicht irren usw.
(12) Wenn ich mich nicht irre, sind diese Probleme bereits geklärt.

  • Nebensätze mit wie und einem modalen Prädikatsausdruck wie annehmen, vermuten, scheinen
(13) Wie ich vermute, wird aus unserem geplanten Ausflug nichts werden.

(14) Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, kam es gestern in der Hauptstadt zu erneuten Kampfhandlungen.
(15) Der Truppenabzug hat sich, wie das Heidelberger Hauptquartier mitteilte, aufgrund des Golfkrieges gegenüber den ursprünglichen Planungen etwas verzögert. (Rhein-Neckar-Zeitung, 4.7.1991, 1)

Hier kann man paraphrasieren mit: 'so sagt man und ich lasse offen, ob ich so sage'. Insofern wird der Modusaspekt des 'ich sage das' modifiziert.