Charakterisierungen mit dreistelligen Prädikaten
Beim Übergang von zweistelligen zu dreistelligen Prädikaten komplizieren sich die Dinge mehr, als man auf Grund der Hinzunahme nur eines weiteren Arguments erwarten möchte. Zunächst ist festzustellen, dass sich die Zahl der logisch möglichen Konversen erhöht, nämlich von einer Konverse auf fünf. Jede Konfiguration von drei Gegenständen kann also im Prinzip auf sechs verschiedene Weisen gesehen werden. In der Praxis bedeutet die Zunahme an Konversen allerdings nicht allzu viel, da im Deutschen nicht jede mögliche Konverse auch im Ausdruck realisiert wird. Offenbar interessieren uns in unseren sprachlichen Auseinandersetzungen nicht alle Perspektiven gleichermaßen.
Generell sind bei dreistelligen Prädikaten zwei Konstruktionstypen zu unterscheiden:
- genuin dreistellige Prädikate
- dreistellige Prädikate, die auf zweistelligen aufbauen und diese um eine Dimension erweitern
Beispiele für Konstruktionstyp (i)
(Böll 1963, 84 - gelesen vom Autor)
Musiklehrer Dieter Kordes erhielt von seinen Schülern für seinen Einsatz einen Blumenstrauß.
(Mannheimer Morgen 21.12.2000, o. S.)
Die britische Premierministerin Thatcher hat mit dem kuwaitischen Regierungschef al-Sabah über den wachsenden Anteil des Scheichtums an British Petroleum (BP) gesprochen.
(die tageszeitung 24.3.1988, 8)
Beispiele für Konstruktionstyp (ii)
(Frankfurter Rundschau 23.1.1999, 4)
Zwar macht sein Scheitern uns lachen, doch ist das von ihm ausgelöste Gelächter von sperriger Qualität: es bleibt im Hals stecken.
(Frankfurter Rundschau 9.12.1999, 9)
Zu solchen Fällen einer Stellenaufstockung durch Verursachen oder Zulassen kommen Fälle, in denen angegeben wird, wem eine Handlung zugute kommt oder wer oder was von ihr betroffen ist.
(Neue Kronen-Zeitung 21.4.1999, o. S.)
Die Kleine wäscht ihm die Socken, kauft ihm Brötchen.
(Züricher Tagesanzeiger 7.1.1998, 5)
Da hier - anders als etwa beim Schenken oder Verkaufen - ein Bene- oder Malefizient nicht zwingend gegeben sein muss, könnte man annehmen, es handle sich bei den entsprechenden Angaben um Propositions- oder Prädikatsspezifikationen. Dagegen spricht jedoch, dass diese Angaben wie reguläre Argumente in die Bildung von Konversen einbezogen werden können.
Er bekommt von der Kleinen die Socken gewaschen.
Paraphrasen mit dem so genannten bekommen-Passiv sind sicher keine stilistischen Glanzleistungen, doch entscheidend ist, dass sie möglich sind. Propositions- und Prädikatsspezifikationen hingegen können nicht in die Konversenbildung einbezogen werden.
Bei beiden Haupttypen dreistelliger Prädikate lassen sich Charakterisierungsdimensionen unterscheiden. Dabei zeigt sich, dass zu fast jeder Dimension mindestens eine weitere Dimension besteht, die Charakterisierungen umfasst, die zu den Charakterisierungen der ersten Dimension konvers sind. Solche Paare und Tripel von Konversen werden hier jeweils zusammengefasst.
Charakterisierung hinsichtlich Transaktion
Charakterisierung hinsichtlich Verbindung oder Trennung
Charakterisierung hinsichtlich Bezeichnung
Charakterisierung hinsichtlich Anweisung, Forderung, Bitte oder Erlaubnis
Charakterisierung hinsichtlich identifizierender oder vergleichender Wahrnehmung
Charakterisierung hinsichtlich verbaler Interaktion
Charakterisierung hinsichtlich Veranlassung, Auslösung, Zulassung