Prosodisch manifeste Desintegration
Subjunktorphrasen können postponiert oder im Mittelfeld ihres externen Konnekts von diesem prosodisch abgehoben sein, indem sie durch Pausen abgetrennt sind und/ oder auf einem tieferen Tonhöhenniveau einsetzen als dem Ende des vorausgehenden Teils des externen Konnekts. Dies sind Kennzeichen für eine Fokalität der Subjunktorphrase. Die Subjunktorphrase kann mit fallender, schwebender oder steigender Intonation enden.
fallende oder schwebende Intonation | ↓ |
steigende Intonation | ↑ |
B: Das ist ↑, wenn alles klappt ↓, eine tolle Sache.↓
A: Wie war er denn früher so?
B: Er war↑, als er studierte ↑, sehr erfolgreich.↓
Die prosodische Abgehobenheit der Subjunktorphrase ist bei deren Postposition etwa so zu realisieren:
- Der Hauptakzent der Subjunktorphrase darf nicht schwächer sein als der des vorangegangenen externen Konnekts.
- Des Weiteren muss eine deutliche Pause zwischen dem Ende des externen Konnekts und der Subjunktorphrase vorliegen.
- Ferner bestehen spezifische Tonhöhenverhältnisse zwischen dem Ende des externen Konnekts und dem Beginn der darauffolgenden Subjunktorphrase.
Fallende oder schwebende Intonationskontur im externen Konnekt
Endet die Intonationskontur des externen Konnekts fallend oder schwebend, muss die Intonationskontur der postponierten Subjunktorphrase auf einem höheren Tonhöhenniveau als dem Ende des externen Konnekts einsetzen.
B: Das ist eine tolle SAche ↓,wenn alles KLAPPT.↓
A: Weißt du, wie das Wetter heute Nacht war?
B: Es hat FROST gegeben ↓,weil die DAHlien ganz schwarz sind.↓
Die Oma ist schon ALT ↓,weil se mit'm ARM so zittert.↓
Räum mal die SAchen hier fort ↓,weil BeSUCH kommt.↓
Wie könnte man ihm denn da HELfen ↓,weil man ja schließlich irgendwas für ihn TUN muss.↓
Die Majuskelschreibweise kennzeichnet die Akzentsilbe.
Steigende Intonationskontur im externen Konnekt
Wenn die Intonationskontur des externen Konnekts steigend endet, muss der Beginn der Subjunktorphrase auf einem niedrigeren Tonhöhenniveau einsetzen als dem Ende des externen Konnekts. Das ist der Fall bei Entscheidungsfragen.
Die prosodische Desintegration der Subjunktorphrase im Mittelfeld ist ambig: Die Subjunktorphrase kann als Konstituente eines komplexen Satzes fungieren oder als eingeschobene, selbständige kommunikative Minimaleinheit. Als Konstituente fungiert sie, wenn sie die Erfüllungsbedingungen des externen Konnekts affiziert. Als selbständige kommunikative Minimaleinheit fungiert sie, wenn sie sie nicht affiziert.
In Postposition dagegen gewinnen die Äußerungen von Subjunktorphrasen in jedem Falle gegenüber der vorangehenden Äußerung des externen Konnekts den Status einer eigenständigen kommunikativen Minimaleinheit. Die Subjunktorphrasen können dann nicht mehr als eingebettet betrachtet werden.
Die Beispiele zeigen, dass Subjunktorphrasen sich außer auf den propositionalen Gehalt der unmittelbar vorangegangenen kommunikativen Minimaleinheit auch auf deren epistemischen Modus oder deren Äußerung selbst beziehen können. So begründet die Subjunktorphrase weil die Dahlien ganz schwarz sind die Eigenschaft der Äußerungsbedeutung von es hat Frost gegeben. Mit steigender Intonationskontur des externen Konnekts wäre die Konstruktion anders zu interpretieren: Sie würde ausdrücken, dass es Frost gegeben hat, und zwar weil die Dahlien ganz schwarz sind. Mit fallender Intonationskontur des externen Konnekts drückt die Konstruktion aber aus, dass das Urteil, dass es Frost gegeben hat, darauf beruht, dass die Dahlien ganz schwarz sind. Auch im obigen Beispiel wird mit dem Inhalt der Subjunktorphrase weil ich sie hier g'rad vorhin geseh'n hab die Äußerung der vorangehenden Frage begründet.
Die Möglichkeit, dass sich die Bedeutung eines Subjunktors nicht nur auf den propositionalen Gehalt seines vorausgehenden externen Konnekts, sondern auch auf dessen epistemischen Modus und dessen kommunikative Funktion bezieht, resultiert daraus, dass die Subjunktorphrase aufgrund ihres Nachtragscharakters nicht im Skopus des epistemischen Modus des externen Konnekts liegt. Wenn sich der Subjunktor auf den epistemischen Modus und/ oder die kommunikative Funktion des externen Konnekts bezieht, kann die Subjunktorphrase nicht als Spezifikator eines Korrelats in einer attributiven Korrelatkonstruktion verwendet werden, da die attributive Verwendung einer Subjunktorphrase in einer solchen Konstruktion nur eine Beziehung auf der Ebene der Propositionen herstellt.
Den Bezug auf den epistemischen Modus und/ oder die kommunikative Funktion einer vorangegangenen Äußerung erlauben nur konditionale Subjunktoren wie wenn, kausale Subjunktoren wie weil, konzessive Subjunktoren wie obwohl und adversative Subjunktoren wie während. In ihrem Bezug auf unterschiedliche Ebenen der Bedeutung einer vorausgegangenen Äußerung gehen Verbletztsätze in prosodisch desintegrierten Subjunktorphrasen mit Verbzweitsätzen nach Subjunktoren zusammen. Siehe weiter Subjunktoren mit Hauptsatzstellung. Die Reihenfolge von externem Konnekt und Subjunktorphrase kann dabei, anders als bei der Einbettung, nicht umgekehrt werden. Der Subjunktor wirkt hier wie ein parataktischer Konnektor. Weil ist hier bezüglich der Äußerungsbedeutung der betreffenden Konstruktionen funktionsgleich mit dem Begründungs-denn: Es macht sein internes Konnekt zu einem Ausdruck eines Grundes für die Äußerung seines externen Konnekts oder eines Grundes für die für dieses Konnekt zu interpretierende epistemische Minimaleinheit.