Präfix

Definition

Präfixe sind Wortbildungsaffixe, die der Bildung expliziter Derivate dienen. Sie werden vor einer Basis positioniert.

Erläuterungen

Präfixe verbinden sich vor allem mit Verben, zum Beispiel verspielen. Häufig leiten sie dabei auch aus Nomina oder Adjektiven Verben ab, zum Beispiel Goldvergolden, einsamvereinsamen. Außerdem verbinden sie sich mit Nomina, zum Beispiel Missgunst, und Adjektiven, zum Beispiel unfreundlich.

Sind die Präfixbildungen Nomina oder Adjektive, bestimmen allein die Basen die Paradigmenkategorien des Derivats, zum Beispiel legt bei unfreundlich das Adjektiv die Paradigmenkategorien fest. Dagegen entscheiden bei der Verbbildung die Präfixe über die Paradigmenkategorien des Derivats; besonders deutlich wird das, wenn Präfixe aus Nomina oder Adjektiven Verben bilden, zum Beispiel Goldvergolden, einsamvereinsamen.

Präfixe haben überwiegend eine Silbe; Ausnahmen sind Lehnpräfixe wie hyper-, mega-, mini-.

Semantisch gesehen transponieren Präfixe, zum Beispiel transponiert ver- das Nomen Gold zum Verb vergolden, oder determinieren, zum Beispiel hyperintelligent ‚intelligent, und zwar überdurchschnittlich‘.

Präfixe werden zur Hervorhebung oder Steigerung mehrfachkopiert, zum Beispiel ururlange in Beleg a oder hyper-hyperaktiv in Beleg b. Das geht mit Suffixen oder Zirkumfixen nicht.

Beispiele

  1. ahistorisch
  2. beschreiben
  3. entgehen
  4. ertragen
  5. Gebüsch
  6. hyperaktiv
  7. Koautor
  8. Missgunst
  9. paramilitärisch
  10. zerstören

Korpusbelege

a    Und wir kennen uns schon urlange – ururlange, schon seit der Zeit, wo man noch Mono-Schallplatten kaufen konnte. (Barnes, Julian (2002): Darüber reden. Deutsch von Getraude Krueger. Reinbek: rororo, S. 32)
b    Amimun, der Filmfanatiker, sprüht; er ist hyper-hyperaktiv, tritt mit seinen gelenkigen Beinen gegen die Dunstabzugshaube, rutscht in einen Spagat, steht wieder auf, vollführt ein paar Luftschläge. (Boudou, Khalid (2003): Lehrjahre im Schnitzelparadies. Roman. Aus dem Niederländischen von Franca Fritz und Heinrich Koop. München: Blessing, S. 43)
c    [...] nach einer jahrzehntelangen Karriere in verbotenen und unverbotenen Organisationen am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums [...] (Die Zeit 17.02.1989, S.16)
d    Was nur hat das Historische Museum Basel, in der Schweiz immerhin eines der führenden öffentlichen Häuser für Vergangenheitsvermittlung, dazu bewogen, in der Barfüsserkirche eine derart ahistorische und oberflächliche Schau zu präsentieren, deren Ästhetik unweigerlich an die Werbebilder von Uefa und Fifa erinnert? (Neue Zürcher Zeitung 28.03.2015, S. 55)

Hinweise

Nicht als Präfixe werden allenthalben Präpositionen in Komposita wie Vordach und vorfreudig definiert. Daher ist es zweifelhaft, Präpositionen in Präverbfügungen wie vorlesen als Präfixe zu sehen. Zudem sind Präfixe per definitionem positionsfest; das sind die Präpositionen in Präverbfügungen wie vorlesen aber gerade nicht, zum Beispiel sie liest Eric abends jetzt immer aus dem Räuber Hotzenplotz vor.

Der umgangssprachliche Terminus Vorsilbe für Präfix ist in den Fällen nicht korrekt, in denen Präfixe mehrsilbig sind, zum Beispiel hyper-.

Siehe auch

Andere Bezeichnungen

Vorsilbe

Übersetzungen

préfixe (französisch), prefisso (italienisch), prefiks (norwegisch), prefiks (polnisch), igekötő (ungarisch), prefixum (ungarisch)

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