Das Adverbiale ist ein Satzglied, dessen Form nicht vom Vollverb bestimmt wird und das den durch das Prädikat oder den gesamten Satz ausgedrückten Sachverhalt in seinen näheren örtlichen, zeitlichen, modalen etc. Umständen beschreibt/situiert.
Adverbialia können durch verschiedene sprachliche Ausdrücke realisiert werden (auch wenn die Bezeichnung fälschlicherweise suggerieren könnte, dass nur Adverbien Adverbialia realisieren). So können neben Adverbien (a), Adjektive (b), Präpositionalphrasen (c, d), Nebensätze (e), Nominalphrasen (f), Infinitivkonstruktionen (g) und Adjunktorphrasen (h) als Adverbialia fungieren.
Anders als die übrigen Satzglieder werden Adverbialia auf semantischen Kriterien basierend in Unterklassen eingeteilt, so werden beispielsweise die folgenden Subkategorien unterschieden:
Diese Liste ist nicht exhaustiv, die Unterklassen variieren in Anzahl und Ausprägung je nach Ansatz.
In Abhängigkeit davon, ob das Adverbiale das Prädikat oder den gesamten Satz im Skopus hat, wird zwischen Satzadverbialia (bspw. a) und Prädikatsadverbialia (bspw. b) unterschieden (diese Unterscheidung entspricht weitestgehend der zwischen Satzadverbialia und Verbgruppenadverbialia im Rahmen der Systematischen Grammatik).
Valenztheoretisch betrachtet handelt es sich bei Adverbialia prototypischerweise um fakultative Zusätze (um Supplemente in der Terminologie der Systematischen Grammatik), jedoch fordern bestimmte Verben obligatorisch ein Adverbiale (c, Adverbialkomplemente in der Terminologie der Systematischen Grammatik).
a | Die tausche ich heute um. | (Hamburger Morgenpost, 03.01.2008) |
b | Hastig spult sie ihre Standardsätze ab. | (Die Zeit (Online-Ausgabe), 07.08.2008) |
c | Auf dem Tisch stand ein angeschnittener Napfkuchen. | (Hannoversche Allgemeine, 09.01.2008) |
d | Baden-Württembergs höchste und modernste Standseilbahn fährt nach oben. | (Hamburger Morgenpost, 21.06.2015) |
e | Während es regnete, hielt Reble seinem Nachfolger schützend den Schirm. | (Mannheimer Morgen, 22.06.2009) |
f | Den ganzen Tag hetzt man von Tisch zu Tisch: einen Kaffee hier, ein umgestoßenes Wasser dort. | (Zeit Campus, 10.02.2015) |
g | Man fährt hin, sagt, was man will, und bekommt die Ware, ohne aussteigen zu müssen. | (Frankfurter Allgemeine, 06.01.2005) |
h | «Sie gehen weg wie der Wind», sagt Wildfleischverkäufer David Ridley aus dem nordenglischen Northumberland. | (dpa, 15.05.2008) |
i | Denn die Sitzung dauerte sagenhafte fünf Stunden und elf Minuten – und nicht alle Beiträge an diesem Abend hatten Unterhaltungswert. | (Die Rheinpfalz, 07.12.2012) |
Die Unterscheidung zwischen obligatorischen Adverbialia und Objekten kann zu Schwierigkeiten führen, dies gilt insbesondere für die Abgrenzung von Adverbialia und Präpositionalobjekten.
Präpositionalobjekt: Wir warten aufs Christkind.
obligatorisches Adverbiale: Wir wohnen in Köln Kalk.
Im Falle des Präpositionalobjektes wird die konkrete Präposition vom Verb bestimmt (auch wenn bei einigen Verben die Präposition eines Präpositionalobjektes ebenfalls austauschbar sein kann), wohingegen sie im Fall der Adverbiale
austauschbar ist (siehe bspw. Dürscheid 2012, S. 40f. für eine Darstellung weiterer Unterscheidungskriterien).
Im Wesentlichen entspricht der hier dargestellte Begriff Adverbiale der Konzeptionalisierung von Adverbiale in der Systematischen Grammatik. Da die Systematische Grammatik, basierend auf der Grammatik der deutschen Sprache, jedoch anstelle von Satzglied mit dem Begriff primäre Komponente operiert, ergeben sich Unterschiede hinsichtlich der Einordnung des Adverbials aus der Perspektive der funktionalen Grundkomponenten des Satzes.
Adverbial, Adverbialbestimmung, Umstandsbestimmung, Zirkumstant
adverbial (englisch), circonstant (französisch), sintagma avverbiale (italienisch), adverbial (norwegisch), okolicznik (polnisch), határozó (ungarisch)